Aki Takase - Perdido
Aki Takase - Perdido
Perdido
Seite 1
ABC
(Aki Takase)
Takedano Komoriuta (Trad., arr.: Aki Takase)
Seite 2
Down Dance (Ichiki Hashimoto)
After One Year
(Aki Takase)
Perdido
(Juan Tizol)
Aki Takase (p, Chinese koto)
rec. 19. Juni 1 982, Nürnberg/BRD
Übernahme von Enja Records, München/BRD
Die Musik von Aki Takase ist vielgestaltig, virtuos und zuweilen bewußt einfach, reibungsvoll wie auch plötzlich voller Wohlklang, frei und assoziativ und doch form-bewußt. Sie entzieht sich der begrifflichen Festschreibung, wechselt ihre Farbarrangements wie eine Landschaft im Lauf der Jahreszeiten, läßt Traditionslinien durchscheinen, auch dort, wo sie sich in weniger bekannte Gegenden vorwagt. Die Musik von Aki Takase ist elegant, nicht verspielt. Die Vielfalt der Stimmungen konzentriert sich um die Mentalität einer Musikerin, die Empfindsamkeit und Entschlossenheit miteinander vereint.
Musikalische Einflüsse, Erinnerungen, Vorlieben haben in der Kunst der Improvisation fast immer auch mit biographischer Erfahrung zu tun. Bei Aki Takase reicht diese in frühe Kindheit zurück. Im Alter von dreijährig- die Familie zog damals von Osaka nach Tokio - begann die Mutter eine Klavierlehrerin, ihrer Tochter verschiedene künstlerische Ausdrucksbereiche zu eröffnen: modernes Ballett, klassischen japanischen Tanz, Gesang; all das nicht etwa nur durch Zuschauen und Zuhören, sondern durch die Mitwirkung in Gruppen. Bereits in dieser Zeit bekam Aki Takase auch die ersten Klavierstunden, und für das Klavierspielen entwickelte sie schließlich auch die stärkste Neigung. Nach ihrer Oberschulzeit, während derer sie übrigens auch in einem Mädchenorchester Kontrabaß spielte, entschloß sie sich zu einem Musikstudium an der Toho Gakuen Universität in Tokio und belegte als Hauptfach Klavier. Erst gegen Ende ihrer Studienzeit entdeckte Aki Takase die Ausdruckswelt des Jazz. In einem Jazz-Kissa, einem jener japanischen Cafes, in denen ausschließlich Jazzplatten gespielt werden - allein in Tokio gibt es etwa zweihundert Jazz-Kissas-, hörte die junge Pianistin zum ersten Mal Aufnahmen mit Musikern wie Mingus, Coltrane, Coleman. Die Faszination war so groß, daß Aki Takase begann, sich in diese für sie neue Musik hineinzuwühlen. Zwei Jahre später bekam sie ihr erstes Engagement als Jazzpianistin. Die siebziger Jahre wurden für Aki Takase zu einer Dekade harten Arbeitens und allmählichen Durchsetzens. Anfang der achtziger Jahre gelang ihr schließlich ein entscheidender Durchbruch: der Sprung nach Europa. Das Aki Takase Trio gehörte zu den gefeierten Gruppen des internationalen Jazzfestes Berlin(West) 1981. Im gleichen Jahr spielte Aki Takase eine Platte mit Dave Liebman ein; ein Jahr später ging sie in New York mit Cecil McBee, Bob Moses und Sheila Jordan ins Aufnahmestudio. Sie unternahm mehrere Europatourneen und war seither auf zahlreichen internationalen Festivals präsent; 1982 unter anderem beim Jazz-Ost-West-Festival Nürnberg, bei dem diese Aufnahmen entstanden, sowie beim Jazzfestival Prag als Solistin, im darauffolgenden Jahr beispielsweise auch bei den Debrecener Jazztagen im Duo mit dem Bassisten Nobuyoshi Ino; Anfang 1984 gründete sie ein eigenes Quartett, mit deni sie im Rahmen einer ausgedehnten Europatour im Herbst des gleichen Jahres auch in der DDR zu hören war.
Aki Takases Anmut spiegelt sich in der Wärme ihres Spiels. Zuweilen liebt sie balla-deske Stimmungen, doch sie ist auch eine Einzelgängerin, die sich den Erwartungsmustern zu widersetzen vermag. Das Changieren zwischen einer zupackend direkten und einer eher romantischen Art, Klavier zu spielen, hat ihr Bewunderung wie Kritik eingebracht, Dort, wo sie die Tradition ausweitet, ihr neue, unbekannte Seiten abgewinnt, erweist sie sich für mich als besonders stark. Ihre phantasiereiche Aufnahme von Juan Tizols „Perdido" entspricht dem, was Musiker wie Monk oder auch Yamashita mit Standards getan haben: Spiel mit den Essenzen des musikalischen Materials, Aneignung, Verwandlung.
Zu ihren pianistischen Bezugspersonen zählt Aki Takase so unterschiedliche Charaktere wie Bud Powell und Bill Evans. Von Yosuke Yamashita ist sie persönlich beeinflußt worden. Auch Bassisten wurden für sie wichtig: Gary Peacock etwa und Charlie Haden. Und sie nennt, kaum verwunderlich, europäische Komponisten: Ravel, Debussy, Satie, Bartók, Bach. Wer sich so vielfältig beziehen kann, hat es vergleichsweise eher schwerer, mit all den Einflüssen fertig zu werden. Hinzu kommt die Tradition japanischer Musik, die Aki Takase hier auf der Koto der Wölbbrettzither, anklingen läßt. Was auf der Koto rauh und perkussiv klingt, auch die Tonhöhenveränderungen sind dabei wichtig, setzt Aki Takase dann auf dem „temperierten" Piano ungleich gefälliger fort. Es sind verschiedene Kultursphären, die aufeinandertreffen. Was Aki Takases Musik Spannung verleiht, entstammt vor allem der Sphäre des Jazz. Da gibt es zuweilen einen vom Bebop herkommenden rhythmischen Drive, Boogie-entlehnte Baßfiguren, Monksche Asymmetrien, Abstraktionen und harmonische Reibungen, perkussive, durch Fußstampfen auch körperlich verstärkte Impulse, gelegentlich frei-improvisatorische Ausflüge über die Grenzen der Tonalität hinaus. Wie Aki Takase all das in Beziehung setzt, in den besten Momenten etwas ganz und gar Eigenes aufscheinen läßt, ist gewiß hörenswert. „Perdido", bildlich gesprochen, das Verlorene, gehört zum Prozeß einer Musik und einer Musikerin, auf deren Weiterentwicklung wir gespannt sein dürfen. Die Platte hat einen bemerkenswerten Moment dieses Prozesses der Flüchtigkeit des Vergessens entrissen.
Bert Noglik (1986)
Artikelnummer | Amiga 8 56 183 |
---|---|
Produktname | Aki Takase - Perdido |
Preis | 10,90 € |
Lieferzeit | Im Schallplattenladen Stralsund |
Interpret | Aki Takase |
Name - Titel | Perdido |
Label | AMIGA |
Medientyp | LP / Vinyl 12" |
Vinylgewicht pro Schallplatte | 140 gramm |
Anzahl der Platten | 1 |
Beilagen | Keine |
Release-Datum | 1986 |
Allgemeiner Plattenzustand | Gebraucht |
Zustand Tonträger | Very Good + (Sehr gut) |
Zustand Cover | Very Good + (Sehr gut) |
Plattenreinigung | Reinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio) |