Albert Mangelsdorff
Albert Mangelsdorff
Albert Mangelsdorff
ALBERT MANGELSDORFF
Seite 1
Sing & Swing
Komposition: Heinz Sauer/Albert Mangelsdorff
Open Space
Komposition: Albert Mangelsdorff
Seite 2
Mahüsale
Komposition:
Heinz Sauer/Albert Mangelsdorff/Günter Lenz/Ralf Hübner
Triple Trip
Komposition: Albert Mangelsdorff
Albert Mangelsdorff (tb)
Heinz Sauer (ts)
Günter Lenz (b)
Ralf Hübner (dr)
rec. 15. 2.1971, Jazzclub DUG, Tokio
Übernahme von ENJA-Records, München/BRD
Die erste von Amiga präsentierte Mangelsdorff-Platte „One Tension" (8 50 038) aus dem Jahre 1963 enthielt die ersten Produktionen des Albert Mangelsdorff Quintetts überhaupt - das Album „Live in Tokio" aus dem Jahre 1971 stellt nun die letzten Aufnahmen der (nach dem Ausscheiden des Saxophonisten Günter Kronberg) zum Quartett reduzierten Originalbesetzung vor.
Beide Alben bilden Eckpfeiler der musikalischen Entwicklung Mangelsdorffs: war es dem Quintett wie selten einer anderen Gruppe schon mit dem Debütalbum gelungen, höchste internationale Anerkennung bei Publikum und Fachkritik zu erlangen, so markiert dieses 1971er Album einen ersten Gipfel- und auch Wendepunkt der musikalischen Karriere Albert Mangelsdorffs. Die Musik dieses Albums enthält noch alle Bestandteile der auf „One Tension" vorgestellten Gruppenkonzeption, reflektiert dabei aber auch die in jenen Jahren besonders aktive Auseinandersetzung des Posaunisten mit dem Free Jazz und verweist zugleich auf seine kurz danach beginnende Solo-Karrien
Die Kontinuität der im Cool Jazz der fünfziger Jahre begründeten Entwicklung Albert Mangelsdorffs führte ihn durch alle seitdem entstandenen stilistischen Bereiche des Jazz, bei deren Ausformulierung er un-überhörbare Spuren hinterließ. 1966 spielte Mangelsdorff dann zum erstenmale mit Peter Brötzmann, Anfang der siebziger Jahre gehörte er sogar für einige Zeit zum Trio Brötzmann - van Hove - Bennink.
Über sein Verhältnis zum Free Jazz sagte Mangelsdorff: „ .Intuition' (1949) von Lennie Tristano hat mich sdhon damals fasziniert,gleich Anfang der fünfziger Jahre. Es ist die erste freie Aufnahme der Jazzgeschichte ... Wir haben schon damals versucht, so zu spielen. Deshalb war es für mich gar nicht so revolutionär wie vielleicht für einige andere ... Für mich bedeutete diese Entwicklung eine große emotionale Befreiung. Ich bin an sich ziemlich introvertiert, der Cool Jazz war schon irgendwie meine Musik, aber ich will auch immer davon los, von dieser Introvertiert heit und Distanziertheit. Das heißt ich will meine Dinge nicht immer nur in feiner, sensibler Form loswerden, sondern auch ruhig mal aggressiv sein dürfen..."
Seine Beschäftigung mit dem Free Jazz motivierte Mangelsdorff, alle Möglichkeiten der Posaune voll aus zuschöpfen und sich nicht auf das ausschließlich lineare Spiel zu beschränken. Er besann sich auf die weitgehend in Vergessenheit geratene Technik des mehrstimmigen Posaunenspiels, mit welcher er viele Jahre zuvor durch seinen Posaunenlehrer bekanntgemacht worden war. Im Jazz hatten sich auch schon der Schwede Eje Thelin und der Engländer Paul Rutherford damit beschäftigt - Mangelsdorff gelang es jedoch, diese Spielweise auf nie zuvor gehörte Art zu perfektionieren und zu seinem Markenzeichen zu machen. Die Technik beschreibt er so: „Es wird eine Note gespielt und eine darüber gesungen. Durch die Reinheit des Intervalls zwischen dem gespielten und dem gesungenen Ton bilden sich Obertöne, die bei dieser Technik so stark hörbar werden, daß Akkorde entstehen."
1972 nahm Mangelsdorff seine erste Posaunen-Solo-LP auf, er hatte dann ganze Konzerttourneen, bei wel-- chen er mehrere Stunden unbegleitet spielte - es gab Zeiten, in denen er bis zu 75% seiner Engagements als Solist bestritt. All dies rückte ihn noch mehr als zuvor in den Mittelpunkt des internationalen Interesses, wobei marktgerechte Etikettierungen wie „Posaunen-Weltmeister" nicht ausblieben. Für Mangelsdorff selbst war seine spektakuläre Solokarriere künstlerisch nur eine Durchgangsstation. Inzwischen ist die Mehrstimmigkeit nur eines seiner vielen Ausdrucksmittel, die nicht als Selbstzweck, sondern abrufbar in jedem musikalischen Kontext zur Verfügung stehen.
Durch das Solospiel ergab sich eine neue musikalische Wandlung bei Albert Mangelsdorff: „Ich empfinde nun einen starken Hang zum mehr Traditionellen -und zwar einfach, weil man sich im Free Jazz doch ein bißchen zu sehr verloren hat. Es gibt eben gewisse Dinge im Jazz, die man einfach bewahren muß, um Jazzmusiker zu bleiben. Ich lege Wert darauf, Jazz-J- musiker zu sein und einer genannt zu werden."
Wie jeder andere Jazzstil hatte jedoch auch der Free Jazz für Mangelsdorff nicht nur Episoden-Charakter. Aus heutiger Sicht (1979) zurückblickend zeigt sich, daß Stilbegriffe bei ihm nie zu Stil-Schubladen wurden. Mainstream, Free, Rockjazz - solche Kategorien hat Mangelsdorff so konsequent wie nur wenige andere durch ein UND verbunden, nicht durch ein ODER getrennt In jüngster Vergangenheit z. B. spielte und produzierte er mit Elvin Jones, aber auch mit dem Globe Unity Orchestra oder dem United Jazz & Rock Ensemble.
Schon „Live in Tokio" bietet ein umfassendes Kompendium zeitgenössischer Jazz-Ausdrucksweisen. Stilistisch, rhythmisch, harmonisch, dynamisch wird das gesamte Jazzspektrum ausgelotet Aber (nach den vielen Worten über Albert Mangelsdorff): dies ist keine Mangelsdorff-Platte, sondern eine Mangelsdorff-Quartett-LP. Vier kongeniale Musiker tragen hier gleichberechtigt mit unverwechselbar individuellen Beiträgen zu einem Endprodukt bei, das integrierter kaum vorstellbar ist - und dies trotz der spannungsvollen Gegensätzlichkeit zwischen dem eher „coolen" Mangelsdorff und dem aggressiven, „heißen" Sauer. Die „schwarze", blueshafte Spiel-weise dieses Saxophonisten und seine mitreißende Emotionalität kontrastieren wirkungsvoll zu den zurückhalten deren, zuweilen meditativen Ausdrucksebenen Mangelsdorffs - wenn sich beide Bläser jedoch im Unisono finden, verschmelzen sie zu einem untrennbaren Sound. Günter Lenz behandelt seinen Baß bei fundamental swingender rhythmischer Präsenz auf hervorragende Weise als drittes Melodie-Instrument der Gruppe. Ralf Hübners korrespondierende und kommentierende Schlagzeugarbeit gehört zum Besten, was von diesem Drummer je auf einer Schallplatte veröffentlicht wurde. Alles in Allem: ein kollektives Abenteuer von vier eigenständigen Improvisatoren, die sich auf ihrer gemeinsamen Jazz-Basis trotz unterschiedlicher musikalischer Dialekte zu einer gemeinsamen Sprache vereinen.
Rolf Reichelt (1979)
Artikelnummer | Amiga 8 55 678 |
---|---|
Produktname | Albert Mangelsdorff |
Preis | 24,90 € |
Lieferzeit | Im Schallplattenladen Stralsund |
Interpret | Albert Mangelsdorff |
Name - Titel | Albert Mangelsdorff |
Label | AMIGA |
Medientyp | LP / Vinyl 12" |
Vinylgewicht pro Schallplatte | 140 gramm |
Anzahl der Platten | 1 |
Beilagen | Keine |
Release-Datum | 1979 |
Allgemeiner Plattenzustand | Gebraucht |
Zustand Tonträger | Very Good + (Sehr gut) |
Zustand Cover | Very Good + (Sehr gut) |
Plattenreinigung | Reinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio) |