Alexis Korner and Friends

Alexis Korner and Friends

Whole Mess of Blues

Living Track

Robert Johnson

Hey Pretty Mama

Hi-Heel Sneakers

Stormy Monday Blues

Daß man ihn .Vater des Weißen Blues" nennt mag Alexis Korner nicht besonders. .Nein, ich fühle mich nicht sehr wohl' Es hat eine Zeitlang gedauert, bevor ich es überhaupt akzeptieren konnte.' Und doch hat er sich diesen Ehrennamen verdient Er wurde am 19.4.1928 in Paris geboren. Sein Vater war oesterreichischer. seine Mutter griechischtürkischer Abstammung. Mit einem der letzten Flüchtlingsschiffe emigriene die Familie zu Beginn des 2. Weltkrieges nach Großbritannien. 1940 hatte Korner auf ungewöhnliche Weise seine erste Begegnung mit dem Blues. .Ich habe eine Bluesplatte geklaut. Es war das erste-Mal. daß ich Blues gehört habe. Es war eine Boogieplatte von einem Straßenmarkt und es hat mich so angeturnt, daß ich sagte, ich hab' nie eine andere Ambition gehabt in meinem Leben außer diese Musik zu spielen, diese, also Boogie-Woogie. Blues. Jazz. Alles, was zur schwarzen Musik gehört." Anfang der 50er Jahre wandte er sich der Wiederbelebung des traditionellen Jazz zu und spielte mit Chris Barber und Ken Colyer. Er hatte Gelegenheit, authentische Bluesleute wie Muddy Waters. Big Bill Broonzy. Memphis Slim. Sonny Terry und Brownie McGhee auf Großbritannien-Tourneen zu begleiten, an deren Zustandekommen Korner maßgeblich mit beteiligt war. Anfang der 60er Jahre scharte er junge britische Musiker um sich und spielte mit ihnen das den Vorbildern Abgelauschte nach. Chronisten vermerken den 17. 3 1962. als er mit seiner neugegründeten .Blues Incorporated" in seinem eigenen Blues-Club in London's Stadtteil Ealing erstmalig auftrat als Geburtsstunde des Weißen Blues. Korner verstand diese bis 1967 bestehende Formation nie allem als Begleitgruppe für eigene musikalische Ambitionen, sondern als ständig offenes Betätigungsfeld für bluesinteressierte Musiker. .Sobald jemand weg wollte, war er frei, wegzugehen. Er brauchte sich keinen Kummer zu machen. Es gab immer andere Musiker, mit denen er spielen konnte und andere Musiker, mit denen wir spielen konnten. Also war es wirklich da als Sprungbrett für die Musiker, mehr als eine feste Gruppe." Auf diese Weise durchlief eine fast unübersehbare Schar heute prominenter britischer Musiker Korner's Schule. Aus .Blues Incorporated" gingen u. a. die Rolling Stones. die Animals oder Cream hervor und auch .Privileg'-Hauptakteur Paul Jones war dort zu finden, bevor er Manfred Mann in dessen Gruppe folgte. Korner's Biografie vermerkt 1967 .Free at Last", u. a. mit Marsha Hunt und im gleichen Jahr ein Duo mit Victor Brox. 1968 tourte Alexis Korner mit Robert Plant durch Großbritannien und vermittelte ihn Ende des Jahres zur Gründung von Led Zeppelin 1969 sah er sich in den Niederlanden und Dänemark nach Talenten um. fand dort Peter Thorup. mit dem er .New Church" formierte. 1970 bei der Rock-Big Band CCS einstieg, als Duo auf USA-Tournee ging und durch Hinzunahme ehemaliger King Crimson-Mitglieder .Snape" ins Leben rief. Seitdem stellt Korner seine Gruppen ständig neu zusammen, tritt auch zeitweise mit Sohn und Tochter gemeinsam auf.
.Lehrmeister bin ich bewußt nie gewesen. Ich hatte einfach Kollegen, mit denen ich Musik spielte und weil ich 10 oder 15 Jahre älter war als sie. war ich ein bißchen sicherer, als Mensch einfach. Ich hatte mehr Erfahrung. Ich hatte irgendwie die Möglichkeit ihnen eine persönliche Sicherheit anzubieten." Dennoch war Korner mit den qualitativen Ergebnissen der von ihm initiierten Entwicklung nicht voll einverstanden. .Was bei unserer Blues-Welle so schlecht war? Es ist in den 60er Jahren Modemusik geworden. Sie hatten kaum von Blind Lemon Jefferson oder Big Bill Broonzy oder solchen Leuten gehört Es hatte für sie mit Elektro-Muddy Waters angefangen: Muddy Waters akustisch kannten sie auch nicht." So gesehen war es eigentlich nur der durch Korner aus Manchester nach London geholte und von ihm geförderte John Mayall. der ebenso gründlich den Quellen des Blues nachging (Plattentitel: .Back To The Roots" — Zurück zu den Wurzeln).
Als Korner seinen 50. Geburtstag feierte, war es naheliegend, daß viele seine ehemaligen Mitspieler und Schüler kamen. Da traf man Dick Heckstall-Smith von Colosseum. den Jazzer John Surman. besagten Paul Jones und auch Eric Clapton. der mit Korner's einstigen Musikern Jack Bruce und Ginger Baker Cream ins Leben gerufen hatte. Diese und andere britische Musiker, deren musikalische Wege sich irgendwann einmal bei Alexis Korner gekreuzt hatten, gesellen sich auf Seite 2 vorliegender .Geburtstagsplatte" zu Korner's 1978er Begleitformation. Wie bei Korner nicht anders zu erwarten, geriet auch das Programm dieser LP wieder als kleine Lektion in Sachen Blues. Da hören wir Ledbetter's in Vor-Blues-Zeiten zurückreichenden Worksong „Lining Track", in dem unter Verwendung biblischer Gleichnisse von schwerer Sklavenarbeit beim Gleisbau berichtet wird. In einem eigenen Titel erzählt Komer die Geschichte des Blues-Veteranen Robert Johnson, der nur 21 Jahre alt geworden sein soll (Niemand kannte sein Geburtsdatum genau) und doch so Viele anregte, von Cream bis Delaney & Bonnie. .Robert Johnson ist tot" heißt es in der ersten Strophe. .Er hat zwar intensiv, aber nicht lange gelebt Hatte 21 Sommer im heißen Blues erlebt als seine verrückte Frau Schlagzeilen machte. Sie mochte keinen Herumtreiber." Ein schwarzer Bluesmann dieser Tage. Robert Higginbotham. schrieb .Hi-Heel Sneakers". Da zeichnen Jazzmusiker (Billy Eckstein/Earl Hines) oder Rock & Roll-Autoren (Doc Pomus/ Mort Shuman) und schließlich der auch im Sessionpersonal vertretene Chris Farlowe. der u. a. als Mitglied von Colosseum und Atomic Rooster überzeugend Blues in Rock zu transformieren wußte wie die Mehrzahl aller Korner-Schüler. So präsentiert sich Alexis Komer nach wie vor nicht als vordergründig agierender Solostar, sondern als kollegialer Lehrer und Anreger inmitten von Musik und Musikern aus dem nur scheinbar begrenzten, doch so weit abgesteckten Feld des Blues.                          Ulnch Gnoth (1982)
Anm.: Die verwendeten Original-Zitate entstammen Interviews, die Alexis Korner anläßlich seines DDR-Gastspiels Ende 1979 gab
JAM SESSION:
Alexis Korner (voc. g)  :
Colin Hodgkinson (bg)
Zoot Money (voc. el-p)
Stu Speer (dr)
Dick Mornssey (is)
Dick Heckstall-Smith (t. ss)
Art Themen (t. ss)
Mel Collins (t b, ss)
John Surman (b. ss)
Mike Zwerin (Ib. btp)
Chris Farlowe (voc)
Duffy Power (härm)
Neil Ford (el-g)
Arrangements: Alexis Korner
Übernahme von Intercord Tongesellschaft mbH.. Stuttgart/BRD