American Folk Blues Festival ´82
American Folk Blues Festival ´82
American Folk Blues Festival ´82
Seite 1
Breaking Up Somebody's Home
Komposition und Text: Traditional
Chicago's Young Blues Generation
Lurrie Bell (voc, el-g)
Billy Branch (m-harm)
Elisha Murray (el-g)
J.W.Williams (el-b)
Mose Rutues ir. (dr)
Oh Lawdy Lord
Komposition und Text: M. Evans/C. McCall
Margie Evans (voc)
Carey Bell (m-harm)
Chicago's Young Blues Generation (ohne Billy Branch)
Tribute To Big Walter
Komposition: Bell/Branch/Wiggins
„Harmonica Phil" Wiggins, Carey Bell, Billy Branch (m-harm)
Catfish Blues
Komposition und Text: Traditionai James „Son" Thomas (voc, ac-g)
Seite 2
Sweet Little Angel
Komposition und Text: B. B. King/J. Taut Chicago's Young Blues Generation J.W. Williams (voc)
The Road Is Rough And Rocky
Komposition und Text: A. Edwards Archie Edwards (voc, ac-g)
Easy To Love
Komposition und Text: C. Bell/Harrington
Carey Bell (voc, m-harm)
Lurrie Bell (el-g)
Elisha Murray (el-g)
J.W. Williams (el-b)
Mose Rutues jr. (dr)
Last Fair Deal
Komposition und Text: Cephas „Harmonica Phil" Wiggins (voc, m-harm) „Bowling Green John" Cephas (ac-g) 4:27
rec. 6.11.1982
Carl Philipp Emanuel Bach-Konzerthalle, Frankfurt/Oder
Aufnahme: Rundfunk der DDR (Produktion: Horst Jurczok) Redaktion: Jürgen Lahrtz
Seit mehr als hundert Jahren steht der Blues als Synonym für die lebendige, unverbrauchte, sich im Alltag ständig erneuernde Volksmusik der Afroamerikaner in den USA. Zwar hat er sein Gesicht im Laufe der Entwicklung gewandelt, geblieben ist jedoch die Unmittelbarkeit seines kraftvollen Ausdrucks, seiner spannungsgeladenen Vitalität. Nach wie vor reflektiert die simple zwölftaktige Bluesstrophe mit ihrer unkomplizierten, auch für musikalische Laien leicht faßbaren Harmonik das gesamte Dasein der Afroamerikaner mit all ihren Sorgen und Problemen, Freuden und Hoffnungen, überzeugt die ungeschminkte Darstellung aus der subjektiven Sicht des jeweiligen Interpreten. Willie Dixon, einer der bedeutendsten Blueskünstler der letzten Jahrzehnte, drückte es einmal so aus: „Der Blues ist das Leben, oder das Leben ist der Blues, wie immer man es will." Diese Tatsache ist die Quelle für die nie versiegende Kraft des Blues und seine Aktualität bis zum heutigen Tag.
Aus dem Blues schöpfte immer wieder der Jazz; ohne den Blues wäre die Rockmusik undenkbar. Heute stellt der Blues für den Hörer eine Möglichkeit dar, teilzuhaben an echtem Gefühl, an Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit, ohne Sentimentalität und verkitschter Pseudoromantik.
Ein überzeugendes Beispiel dafür boten die beiden Konzerte des „American Folk Blues Festival '82" in Frankfurt (0.). Das Tournee-Unternehmen, das mit außerordentlichem Erfolg seit zwanzig Jahren Blueskünstler unterschiedlicher Provenienz in Europa vorstellt und damit wesentlich zum Verständnis der Musikkultur der Afroamerikaner beigetragen hat, gab mit seinen elf Mitwirkenden erneut einen Einblick in die musikalische Vielfalt des Blues und orientierte zugleich über die aktuelle Bluesentwicklung in den USA. (Vgl. auch AMIGA 8 50 043, 8 55 114 und 8 55 126.)
Die Konzerte unterstrichen auch, daß der schlichte, einfache Blues, wie er vorwiegend in ländlichen Gebieten zu finden ist, durchaus nicht der Geschichte zuzurechnen ist, sondern im Prozeß echten Volks-musizierens ständig neu geschaffen wird. Nach wie vor gibt es in den Südstaaten der USA Leute aus dem Volk, die zur Gitarre oder zur Mundharmonika greifen und mit dem Blues ausdrücken, wie ihnen ums Herz ist. In dieser Identität zwischen Komponisten und Interpreten liegt eine wesentliche Ursache für die Lebendigkeit der Aussage und die natürliche Überzeugungskraft des Country-Blues.
James „Son" Thomas (geb. 1926) bietet ein typisches Beispiel dafür. Bis vor wenigen Jahren lebte er als Wandermusiker im Mississippi-Delta und war über die Grenzen seiner unmittelbaren Heimat hinaus nicht bekannt. Sein Spiel und sein Gesang im „Cat-fish Blues" sind gekennzeichnet von seinem ganz individuellen Ausdruck und spiegeln doch in der klagenden Harschheit der Tonbildung und in den Verschleifungen der Töne die charakteristischen Gestaltungsmittel des Blues wider, deren Wurzeln sich bis nach Afrika zurückverfolgen lassen. „The Road Is Rough And Rocky" singt Archie Edwards (geb. 1918) und bekräftigt seine Erlebnisse vom „raunen und steinigen Weg" auf der Gitarre -eine Schilderung, die heute noch für das Leben der meisten Afroamerikaner zutreffen könnte. Auch bei Edwards finden wir ungekünstelte Direktheit, jedoch in der melodischeren Ausdrucksweise der sogenannten Piedmont-Stilistik, die ihren Ursprung an der Ostküste der USA hat. Unüberhörbar schwingen Ragtime-Einflüsse mit, verdeutlicht besonders durch den Metall-Resonator seiner Gitarre. „Harmonica Phil" Wiggins (geb. 1954) und „Bowling Green John" Cephas (geb. 1930) knüpfen in „Last Fair Deal" an die Traditionen der durch die Lande ziehenden Bluessänger-Paare an. Auch in ihrem Spiel - sowohl im „finger picking" über alle Saiten der Gitarre wie auch in der bewußt die Wurzeln des Blues bloßlegenden Mundharmonika-Technik - lebt der Coyntry-Blues weiter.
Etwas vom hektischen, spannungsgeladenen Großstadtgetriebe reflektiert die Musik der „Chicago's Young Blues Generation" mit dem Sänger/Gitarristen Lurrie Bell (geb. 1958). Elektrifiziert hämmert die Band ihren wuchtig federnden, peitschenden Gitarren-Sound ins Publikum. Die Texte der Big-City-Blues spiegeln nicht mehr die verhaltene, bildhaft-naive Poesie des ländlichen Blues wider, sondern das kollektive Gruppengefühl der Großstadt-Cliquen, der Jugendlichen, die sich an den Straßenecken mit Gleichgesinnten treffen und sich einer einheitlichen Meinung unterordnen. „Beaking Up Somebody's Home", „Sweet Little Angel" und „Easy To Love" sind markante Beispiele dafür.
JDie Mundharmonika, die als billiges Instrument auch für arme Straßenmusikanten erschwinglich war und deren klangliche Möglichkeiten den Bluesinterpreten entgegenkamen, fand bereits frühzeitig im Blues Verwendung, setzte sich aber erst im elektronisch verstärkten, urbanisierten Blues als virtuos gespieltes Soloinstrument durch. An die ersten großen Meister dieses Instruments - „Big Walter" Horton, „Sonny Boy" Williamson, George „Harmonica" Smith und „Little Walter" Jacobs -knüpfen Carey Bell (geb. 1936; Vater von Lurrie Bell), Billy Branch (geb. 1951) und „Harmonica Phil" Wiggins an, wenn sie sich im „Tribute To Big Walter" zu einem Mundharmonika-Trio vereinen. Obwohl die liebevoll als „Blues-Harfe" bezeichnete Mundharmonika eigentlich nur als Soloinstrument die Individualität des Musikers ausdrückt, ist es interessant, das wie zu einer mächtigen „Harmonika-Orgel" anschwellende Zusammenspiel der drei zu verfolgen.
Margie Evans (geb. 1940) bereiste mit der Johnny Otis Show die halbe Welt und gastierte bei vielen Jazz- und Blues-Festivals in den USA, in Europa und Asien. Obwohl sie Einflüsse ihrer großen Vorbilder - Bessie Smith, „Big Mama" Thornton und 3 Billie Holiday - nicht verleugnet, ist ihr Gesang unverwechselbar und gekennzeichnet von großer persönlicher Ausstrahlung. „Oh Lawdy Lord" ist ein typisches Beispiel für ihren eigenwilligen, direkt wirkenden Shout-Stil, mit dem sie das Publikum bei den Konzerten in Frankfurt (0.) trotz Indisponiertheit infolge einer Erkältung zu Beifallsstürmen hinriß.
Herbert Flügge
Web Links
Artikelnummer | Amiga 8 56 016 |
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Produktname | American Folk Blues Festival ´82 |
Preis | 17,90 € |
Lieferzeit | Im Schallplattenladen Stralsund |
Interpret | Various Artists |
Name - Titel | American Folk Blues Festival ´82 |
Label | AMIGA |
Medientyp | LP / Vinyl 12" |
Vinylgewicht pro Schallplatte | 140 gramm |
Anzahl der Platten | 1 |
Beilagen | Keine |
Release-Datum | 1983 |
Allgemeiner Plattenzustand | Gebraucht |
Zustand Tonträger | Very Good + (Sehr gut) |
Zustand Cover | Very Good + (Sehr gut) |
Plattenreinigung | Reinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio) |