Amiga Cocktail 1959-1960

Amiga Cocktail 1959-1960

Alles für die Frau´n / Lutz Jahoda, Das Hemmann-Quintett, Alo Koll & Sein Orchester

Herzen, die immer allein sind / Erhard Juza, Rundfunk Tanzstreichorchester Berlin Leitung Jürgen Hermann

Weil ich jung bin / Bärbel Wachholz, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Chant sans paroles / Das Hemmann-Quintett, Rundfunk Tanzstreichorchester Berlin Leitung Jürgen Hermann

Du bist die Schönste von allen / Peter Beil, Die Ping-Pongs, Das Hemmann-Quintett, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Ich hab´ die gute Laune im Gepäck / Günter Geißler, Tanzorchester Des Berliner Rundfunks Leitung Günter Gollasch

Glaub an mich / Hartmut Berlin, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Ich singe im Mondschein / Günter Hapke, Die Ping-Pongs, Das Hemmann-Quintett, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Einer wird bei dir bleiben / Fred Frohberg, Das Hemmann-Quintett, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Du hast ´nen kleinen Mann im Ohr / Micaëla Kreißler, Rolf Ludwig, Die Kolibris, Die Pico-Bellos, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Mondschein und Liebe / Günter Geißler, Die Ping-Pongs, Das Hemmann-Quintett, Günter Gollasch & Sein Orchester

Hafenkonzert in Constanza / Robert Steffan, Die Ping-Pongs, Gerhard Honig & Sein Orchester

Silberner Stern / Bärbel Wachholz, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Jeden Sonntag gibt´s Krawall / Lutz Jahoda, Das Hemmann-Quintett, Alo Koll & Sein Orchester

Wenn in der Schönhauser / Julia Axen, Heinz Schultze, Georg Möckel & Seine Solisten

Ein Wochenende mit dir / Die Ping-Pongs, Das Hemmann-Quintett, Großes Tanzorchester Leitung Günter Gollasch

Original Nr. 8 50 891 (Mono)

Die Jahre 1959 und 1960 sind für die Entwicklung des DDR-Schlagers besonders bemerkenswert Das gilt natürlich auch für den Amiga-Cocktail und ganz nebenbei sogar für mich persönlich, denn der 6. Amiga-Cocktail am 27. November 1960 war gleichzeitig meine tausendste Sendung bei Rundfunk und Fernsehen. 15 Gesangssolisten. 3 Instrumentalisten. 3 Chöre, ein Mundharmonika-Trio und 3 Orchester bestritten diese 150-Minuien-life-Übenragung aus dem Friedrichstadt-Palast. In Vorbereitung dieser Veranstaltung spielte mir Jürgen Hermann seine neueste Komposition vor. und ich war hell begeistert. Aber, daß „Chant sans paroles“ sogar ein Welterfolg werden Könnte, haben wir beide damals nicht einmal zu hoffen gewagt. Sicherlich auch nicht der Redakteur dieser LP. der zu jener Zeit als Mitglied des Hemmann-Quintetts an dieser Aufnahme persönlich beteiligt gewesen ist.
Aber dieser Amiga-Cocktail hatte noch weitere exquisite Zutaten zu bieten. Inzwischen war nämlich mit der Blasmusik von Kickritzpotschen ein neuer Stern am Schlagerhimmel aufmarschiert und hatte die Sympathien unserer Bürger im Sturm erobert Lutz Jahoda. Er praktizierte damals schon die Vorteile echter kollektiver Gemeinschaftsarbeit mit dem Komponisten und Arrangeur Alo Koll. Sicherlich nicht zuletzt schon deshalb besonders erfolgreich, weil der Lutz ja als Hans Dampf oder auch Franz Felder einfallsreiche und vor allem lustige Texte selber schreiben konnte. Dank seiner langjährigen Theater-Praxis entwickelte er sich zu einem Entertainer und ist heute noch beliebt wie eh und ja Am Vormittag dieses 27. November sang er jenen Titel, der allen Programmgestaltern wie ein vorfristiges Weihnachtsgeschenk vorgekommen sein muß. Mit „Alles für die Frau'n" hatten wir endlich ein eigenes Lied für die Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag. Da im gleichen Jahr die Natschinski-Operette „Messeschlager Gisela“ ihre erfolgreiche Premiere hatte, war mit dem „Rosen-Duett“ ein weiterer Titel geboren, der heute noch bei den musikalischen Wünschen unserer Frauen und Mädchen zu ihrem Ehrentag ganz obenan steht Und damit bin ich wieder bei den Erfolgsmelodien von Gerd Natschinski angekommen. Daß auf dieser LP 7 Titel von ihm dabei sind, entspricht haargenau der Schlagersituation der damaligen Jahre.
Aus seiner Feder stammten weitere Evergreen-verdächtige Melodien für Bärbel Wachholz und es gab erneut einen DEFA-Film mit echten Schlagern und sogar mit singenden Schauspielern wie Micaela Kreyssler und Rolf Ludwig. Wie formulierte ich damals in der Ansage: „Natschinski machts möglich', denn bei dem Namen des Texters handelt es sich keineswegs um einen Druckfehler Er schrieb für den damals sehr populären BRD-Sänger Peter Beil. und er bemühte sich euch um neue Stimmen So werden sich alle Schlagerfreunde zwischen Neukieritzsch und Altenburg an jene Zeiten erinnern, als in ihrem Kulturhaus bei Tanzveranstaltungen ein ebenso begabter wie sympathischer Musikante und Kapellensänger die Tanzpaare begeisterte: Günter Hapke. Heute noch ist er als Solist vielseitig tätig in der Benny Barre-Show, einem der erfolgreichsten Tournee-Programme in unserem Lande. Für ihn schrieb Gerd Natschinski „ich singe im Mondschein“ und viele weitere Erfolgstitel folgten Ebenso war es bei Hartmut Eichler. dessen sympathische Baritonstimme gerade bei „Glaube an mich“ die Schlagerfans begeisterte Hartmut kam aus dem damaligen Rundfunk-Nachwuchstudio, wo besonderen Wert auf Stimmbildung gelegt wurde. Auch der damals absolut .Größte im Schlagergesang kam von dort Erhard Juza. Erst zu Beginn dieser 80er Jahre erhielt er Konkurrenz durch Gerd Christian, der mit seinen 1.91 Metern heute als der .Größte‘ gilt Wie gesagt Hartmut und Erhard erhielten eine hervorragende gesangliche Ausbildung. Wen wunderts. daß beide heute noch tätig sind und auch mit Musical-Melodien ihr Publikum begeistern können.
Eigentlich unvorstellbar, daß zu jener Zeit unser Fred Frohberg praktisch bereits ein gutes Dutzend Schlagerjahre auf dem Buckel hatte. Ober ihn noch Schlagergeschichten zu schreiben ist schon deshalb müßig, weil der Fred einfach eine Schlagergeschichte für sich ist Auffeilend ist daß am Anfang unseres Schlagergeschehens die tiefen Stimmen besonders häufig dominierten. So wurde es höchste Zeit daß mit Günter Geißler ein echter Theater-Tenor sich der heiteren Muse verschrieb und neben der guten Laune im Gepäck auch die entsprechenden Voraussetzungen mitbrachte für Schlager mit großen Melodiebogen. Nun ist auf dieser LP auch ein singender Komponist zu hören, nämlich Rolf Zimmermann Mit seinem .Hafenkonzert in Constanze' gelangen ihm einige neue Farbtupfer für unsere Schlagerpalette. Warum er allerdings als Sänger ein Pseudonym wählte, ist mir bis heute noch ein Rätsel. Wer ihn persönlich kennt geht sicherlich recht m der Annahme, daß der bescheidene Rolf lediglich vermeiden wollte, auf dieser Platte als Komponist Texter und auch noch als Sänger genannt zu werden. Heute ist er übrigens ein begehrter Kabarettist der als Chansonnier am Flügel mit seinen selbstverfaßten Couplets und Chansons tagtäglich einem großen Publikum frohe Stunden bereitet So ist wohl anzunehmen, daß mit diesem Amiga-Cocktail eine besonders bekömmliche Mixtur gelungen ist zumal eins der schönsten neuen Berliner-Lieder mit dabei ist das Duett „Wenn in der Schönhauser die Lichter glühn“. Deshalb möchte ich mit diesem Amiga-Cocktail auf Ihr Wohl anstoßen, schließlich ist auf dieser LP „Alles für die Frau'n“. auch etwas für „Herzen, die immer allein sind“, wir haben .die gute Laune im Gepäck", singen von .Mondschein und Liebe‘ und neuen uns auf .ein Wochenende mit Dir" Viel Spaß dabei wünscht Ihnen
Heinz Quermann