Amiga Cocktail 1961-1962

Amiga Cocktail 1961-1962

Treu Sein / Bärbel Wachholz, Die Kolibris, Das Hemmann-Quintett, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Schlafe Gut, Helena / Perikles Fotopoulos, Die Kolibris, Das Hemmann-Quintett, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Die Liebe Ist Ein Buch Mit Sieben Siegeln / Arite Mann, Das Columbia-Quartett, Jürgen Hermann & Sein Orchester

Sieben Liebesbriefe / Die Ping-Pongs, Das Hemmann-Quintett, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Jedes Jahr Im Frühling / Rose-Marie Heimerdinger, Das Vier Collins, Jürgen Hermann & Sein Orchester

Ich Hab‘ Musik Im Blut / Bärbel Wachholz, Die Vier Teddies, Die Ping-Pongs, Günter Oppenheimer & Sein Orchester

A-Mi-Amore / Günter Hapke, Die Kolibris, Das Hemmann-Quintett, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Was Kann Ich Denn Dafür / Mary Halfkath, Walter Eichenberg & Sein Orchester

Das Lied Vom Alten Plattenschrank / Monika & Ruth, Das Columbia-Quartett, Günter Gollasch & Sein Orchester

Roter Mohn Wird Wieder Blühn / Heidi Kempa, Die Vier Collins, Günther Kretschmer & Sein Orchester

Alles Spricht Von Casanaova / Steffen Reuter, Die Kolibris, Günter Gollasch & Sein Orchester

Dort Treff Ich Dich, Charlie / Ruth Brandin, Die Vier Collins, Günter Gollasch & Sein Orchester

Das Kann Ich Niemals Vergessen / Bärbel Wachholz, Die Kolibris, Das Hemmann-Quintett, Gerd Natschinski & Sein Orchester

Was Willst Du Denn in Rio / Günter Geißler, Die Collins, Das Columbia-Quartett, Walter Eichenberg & Sein Orchester

Links Ein Mann, Rechts Ein Mann / Helga Brauer, Die Collins, Das Columbia-Quartett, Walter Eichenberg & Sein Orchester

Siehst Du Das Glück / Das Hemmann-Quintett, Günter Gollasch & Sein Orchester

Die erste LP des Amiga-Cocktails war noch gar nicht richtig auf dem Markt, als bereits einige Briefe mit teils mehr und teils weniger empörten Anfragen eingingen, warum der oder die Interpretin auf dieser Platte nicht zu hören sei Die Zuschriften beweisen eindeutig, wie wichtig es war, diese Serie zu starten, denn der Amiga-Cocktail spielt in der Schlagerentwicklung unseres Landes eine nicht zu unterschätzende Rolle. Schon deshalb war es notwendig, die Jahrgänge 1961 und 1962 mit einzubeziehen; das Gesamtbild wäre sonst lückenhaft gewesen. Schließlich bedeutet das Jahr 1962 den Übergang zu einem neuen Abschnitt in der Schlagergeschichte der DDR. Für so manche Rundfunk- und Fernsehproduktion und vor allem auch für viele Veranstaltungen in unserem Lande wird der erste Titel auf Seite 2 noch viele Jahre lang das Motto liefern: „Das Lied vom alten Plattenschrank". Kein Wunder, daß mit diesen alten Aufnahmen Sonntag für Sonntag eine große Hörerschar an den „Klimperkasten" des Berliner Rundfunks gelockt wird. Und erfreulicherweise wächst die Zahl der jungen Interpreten, die diese Titel als echte DDR-Evergreens in ihr Programm aufgenommen und Erfolg damit haben.
Natürlich dominieren auch auf dieser LP die Titel von Gerd Natschinski. In 30 Jahren werden auf ähnlichen LP's die Namen von Arndt Bause, Gerhard Siebholz, Ralf Petersen, Walter Kubiczeck usw. mehr als einmal erscheinen.
Ganz bestimmt auch der Name Natschinski, allerdings handelt es sich dann um den Sohn Thomas. Was ebenfalls auffällt, ist die Tatsache, daß fast alle Solisten dieses Amiga-Cocktails auch heute noch erfolgreich tätig sind. Allen voran Helga Brauer. Nicht nur die Fachleute behaupten, daß sie selbst in ihrer eigentlichen Glanzzeit nie so gut war wie heute. Man sieht und hört daran, daß auch die Interpretation eines Schlagers eine gewisse Reife und damit verbunden echte Gestaltungskraft verlangt. Nicht mehr aktiv von den Interpreten dieser Platte sind Rose-Marie Heimerdinger, Perikles Fotopoulos, Ruth Brandin und die leider viel zu früh verstorbene Arite Mann. Nicht ganz sicher bin ich bei Steffen Reuter. Es ist schon längere Zeit her, daß ich ihn als Pianist und Gitarrist erlebte, natürlich auch als Sänger. Er hat sich auf großen Bühnen nie so recht wohl gefühlt. Ihm ging es so wie vielen Sängern auch heutzutage: Ohne Gitarre in der Hand wirken sie irgendwie unglücklich und alleingelassen. Eigentlich schade, der Steffen hatte eine sehr schöne Stimme. Rose-Marie Heimerdinger wohnt in Leipzig und ist für mich immernoch ein mahnendes Beispiel, bei der Talentsuche die Kapellensängerinnen nicht aus den , Augen zu verlieren. Jahrelang sang Rosi mit großem Erfolg in der Band ihres Mannes und wurde viel zu spät entdeckt. Perikles Fotopoulos war mit 6 Jahren aus seiner Heimat Griechenland in die DDR gekommen und war für das damalige Schlagerangebot eine sehr interessante Farbe. Als er noch groß im Rennen lag, begann er bereits ein Studium in Berlin und sang nur noch gelegentlich hier und dort. Ruth Brandin brachte es sogar zur Klubhausleiterin und war dort genau so erfolgreich wie im Schallplattenstudio.
Mary Halfkath dagegen hat ähnlich wie Paul Schröder eine völlig neue Karriere gestartet. Sie macht jetzt echte Stimmung in unseren Kulturhäusern, singt aber auch ihre alten Hits und feiert Triumphe als Rock'n' Roll-Sängerin. Um Heidi Kempa war es aus familiären Gründen lange Zeit ruhig geworden, jetzt tritt sie wieder in öffentlichen Veranstaltungen auf, singt im Rundfunk und im Fernsehen, aber alles sehr sparsam, denn ihre Familie ist ihr genauso wichtig. Bleibt noch zu registrieren, daß in den Wunschkonzerten des Rundfunks und im Fernsehen immer wieder die Interpreten und ihre Titel aus dem alten Plattenschrank verlangt und gewünscht werden, und das gibt mir die Hoffnung, daß diese Serie „Amiga-Cocktail" nicht nur bei jenen Freude ausgelöst hat, die zur damaligen Zeit die Hauptkonsumenten dieser Schlager waren. Ich glaube, daß der Amiga-Cocktail auch für jene interessant ist, die beim Entstehen dieser Schlager noch 15 Jahre jünger waren als Frank Schöbe/. Und mit diesem Namen sollte man dieses Kapitel unserer Schlagergeschichte abschließen. Als Frank 1962 zum ersten male auf dem Bildschirm auftauchte, sich mit der Gitarre begleitend, begann eigentlich das neue Kapitel unserer Schlagerentwicklung. Obwohl dieser Fernsehstart auch in „Herzklopfen kostenlos"geschah, Frank brauchte keinen Entdecker. Er kam einfach im richtigen Moment und leitete damit eine Schlagerepoche ein, die bis in die heutige Zeit Gültigkeit hat
Wenn diese Platte erscheint, können wir Frank Schöbel bereits zum 20jährigen Bühnenjubiläum beglückwünschen. Doch selbst der sogenannte „Talente-Vater" muß selbstkritisch zugeben, daß ein Nachfolger nirgendwo in Sicht ist, bei allem Neuen und Guten, was sich inzwischen in der Musik-Szene unseres Landes entwickelt hat
Heinz Quermann