Andre Heller - Verwunschen
Andre Heller - Verwunschen
Andre Heller - Verwunschen
Intro
Bitter Und Süß
Verwunschen
Schnitterlied
Du Ungnädige Gnädige
Miruna
.... Oder Was
Angstlied
Rondeau
Der Zauberer Ist Tot
Mein Liebstes, Tu Die Schatten Fort
Extro
Mit fünfundzwanzig Jahren inszenierte Andre Heller den TV-Film „Wer war Andre Heller?". Jedoch: Der Protagonist war eher am Anfang als am Ende. Ideen und Projekte, phantastische Vorstellungen drängten nach praktischer Erprobung. Wozu der fiktive Nachruf? Heller meinte, daß in Wien nur die Verstorbenen unsterblich werden könnten, das war der Ansatzpunkt des Spektakels. Daß obendrein sein Interesse daran, wer Heller einmal gewesen sein wird, heftig war und ist, unterliegt keinem Zweifel.
Wer ist Andre Heller? Gewiß jemand, der aus dem starren Gefüge, das für viele die ganze Wirklichkeit ist, ausbrechen will.
Die österreichische Dichterin Ingeborg Bachmann sagte es so: „Es ist auch mir gewiß, daß wir in der Ordnung bleiben müssen, daß es den Austritt aus der Gesellschaft nicht gibt und wir uns aneinander prüfen müssen. Innerhalb der Grenzen aber haben wir den Blick gerichtet auf das Vollkommene, das Unmögliche, Unerreichbare, sei es der Liebe, der Freiheit oder jeder reinen Größe. Im Widerspiel des Unmöglichen mit dem Möglichen erweitern wir unsere Möglichkeiten." Für Heller gehören die Kombination unterschiedlicher Epochen, Verwandlung in andere Figuren, Erschaffung seltsamer Geschöpfe, Wiederbelebung des Vergangenen, Vorwegnähme des Künftigen, Materialisierung der Träume zu den selbstverständlichen Setzungen eines solchen absichtsvollen Spieles mit der Realität.
Heller wurde 1947 im Sternzeichen des Widders In Wien geboren, bekam den Vornamen Franz, aber nannte sich später lieber Andre. Seine Vorfahren sind Schokoladenfabrikanten. Heller orientiert sich beizeiten an Wiener Literaten, Musikern, Malern unterschiedlicher Generationen. Ober seinen Vater erzählt
Heller Geschichten, die wie Dichtungen anmuten. Er besucht die Volksschule, lebt in Internaten, wird von Jesuiten erzogen - die Kindheitslieder, das Vaterlied auf dieser Platte sagen mehr. Ein Abitur gelingt Heller nicht. Er geht zur Schauspielschule, nimmt Privatunterricht. Mit 17 ist er, nach eigener Aussage, eine Kaffeehaus-Kuriosität. Als Zwanzigjähriger findet sich Heller als Disc-Jockey beim Österreichischen Rundfunk wieder. Zwischen den heißen Titeln von Jimi Hendrix, Janis Jopiin und den Stones kann er nächtelang reden, bis er meint, daß es nicht genügen kann, eine Kaffeehaus-Kuriosität oder ein Redender zu sein - Heller will Künstler werden. Dabei geht als erstes sein Erbteil drauf. Umso freier muß er sich fühlen.
Aus der Disc-Jockey-Zeit bleibt ein tiefes, ambivalentes Verhältnis zur Rockmusik.
Andre Heller ist daheim und in der BRD umstritten. Das Interesse für seine Tourneen ist ungeteilt, bei der Bewertung seiner Kunst scheiden sich die Geister. Er wird ausgiebig beschrieben und mit Etiketts versehen. Auch von sich selbst. Am authentischsten, wenn auch auf vielfach vermittelte Weise, geben seine Lieder über ihn Auskunft. Ein disziplinierter, ökonomischer, gar karger Texter ist Heller nicht: „Ich hatte ja auch schon immer diesen Hang zum Monströsen, zum Talmihaften, zum Kitsch, der eine hohe Qualität hat..." Wir treffen auf lange Wortketten, ausschweifende Gedanken, Metaphern, die sich selbst genügen. Ehe er sich endlich sicher ist, probiert Heller alles Mögliche, einiges Unmögliche. Ihm ist an Rätseln, Geheimnissen gelegen, da sieht wohl auch die Angst durch, daß er zu schnell, mit allzu gewöhnlicher Fracht im Hafen anlangen könnte, in dem dann Ruhe war. 1968 ist die erste Platte da. Heller: „Ich
war damals sehr gut als Figur, als Geschichtenerzähler, aber als Sänger... rührende Rilke-Kopie." Das Thema für das einzige noch heute akzeptierte Lied gibt die Heimatstadt Wien her. Programmatisch, denn keine Heller-Platte ist ohne Wien und sein schwieriges Verhältnis zu dieser schwierigen Stadt denkbar.
Die vierte LP, 1973, heißt absichtsvoll „Neue Lieder". Heller, solange zwischen Wiener Walzer und Jazz sich bewegend, sucht sich Rockmusiker wie Richard Schönherz und Manuel Rigoni als neue Partner. Neue Partner - neue .Lieder. Die Titel - übrigens fast keiner ohne Widmung an irgendjemand, der Heller wichtig ist (Qualtinger, Erika Pluhar, Helmut Berger, Georg Danzer) sind aggressiver und - populärer. Der Individualist will wirken, seine Ansichten unterbreiten. Nicht läßt ihn unberührt, was andere denken, folglich ist ihm der Zustand der Gesellschaft nicht gleichgültig. Wiederum fragt Heller: „Wer bin ich eigentlich?", und dann beginnen die eigentlichen Fragen: „Eines jüdischen Vaters europäisches Kind/dessen Exil die Buchstaben sind?/ Oder bin ich ein Eulenspiegel aus Wien/ zur Zeit an die Nutzlosigkeit verliehn?/ Bin ich einer, der Lieder singt/oder bin ich ein Lied, das sich selber bringt?" Was er will, sagt er deutlich: „ ... denn ich will, daß es das alles gibt, was es gibt.", und er legt nicht nur dieses Wort, nicht nur dieses Lied für Toleranz ein gegenüber dem anderen, ungewohnten, schwächeren, das bedroht ist.
Die LP „Abendland", 1976, enthält zwei seiner reifsten Lieder: „Der Souffleur", und „Mein Freund Schnuckenack". Hier wird es offenbar. Heller, ohne Respekt vor Titeln, Hochämtern und brutaler Machtausübung, immer tapfer und unklug genug, in einschlägigen westdeutschen Fernsehsendungen
seine politische Meinung zu verkünden, wenn man ihn nur irgend dazu kommen läßt.
So kommen wir bei „Verwunschen" an, Hellers neunter, der aktuellen Langspielplatte. Die Texte sind disziplinierter geworden. Die langjährigen Verbündeten Toni Stricker, Peter Wolf und Ing-fried Hoffmann musizieren, mit ihnen eine Reihe internationaler Größen und Seltenheiten. Die Klänge sind elektronischer, reicher, spezieller, fremdartiger, dennoch: Es ist Hellers Musik. Er ist fähig, seine Wunschvorstellungen durchzusetzen, ist ebenso fähig zur Kooperation, die Bereicherung des eigenen Werks durch andere wahrzunehmen. „Verwunschen"- da rufen die Märchen, führt ein Weg in die Kindheit, wo sich Spuren, Vorzeichen für den heutigen Zustand finden: Kälte, Zaudern, Schweigen. Man höre: „Das, was sie heute nicht halten^Wird morgen nicht einmal mehr/Versprochen." Man höre: „Entsinne Dich Deiner Flügell" Wer „Verwunschen" sagt, der will auch, die Lieder lassen es erkennen, „Erlöst" sagen, hält es nicht für unmöglich, daß er sich erlösen kann von: Kälte, Zaudern, Schweigen.
Fritz-Jochen Kopka (1982)
Andre Heller
Unter Mitarbeit von Freddie Hubbard, Toots Thielemans, Peter Wolf, Rene Clemencic, Toni Stricker, Ingfried Hoffmann, Carl Ratzer, Vince Colaiuta, Esmail Vasseghi, Gert Jonke, Arnulf Rainer u.a.
Artikelnummer | Amiga 8 55 874 |
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Produktname | Andre Heller - Verwunschen |
Preis | 14,90 € |
Lieferzeit | Im Schallplattenladen Stralsund |
Interpret | Andre Heller |
Name - Titel | Verwunschen |
Label | AMIGA |
Medientyp | LP / Vinyl 12" |
Vinylgewicht pro Schallplatte | 140 gramm |
Anzahl der Platten | 1 |
Beilagen | Keine |
Release-Datum | 1982 |
Allgemeiner Plattenzustand | Gebraucht |
Zustand Tonträger | Very Good + (Sehr gut) |
Zustand Cover | Very Good + (Sehr gut) |
Plattenreinigung | Reinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio) |