Arno Schmidt & Band - Aber fliegen...

Arno Schmidt & Band Aber fliegen ...
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Aber fliegen ...
Komposition: Arno Schmidt Arrangement: Arno Schmidt-Band

Hase und Igel

Oh Mutter
Komposition und Arrangement: Lutz Gerlach

Sie ist mein Zuhaus
Komposition: Arno Schmidt Arrangement: Eric Schlotter

Beifang
Komposition: Rolf Hammermüller Arrangement: Arno Schmidt-Band

Das alte Lied
Komposition und Arrangement: Arno Schmidt

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Spiegellied
Komposition: Arno Schmidt Arrangement: Eric Schlotter

Die Schweiger

Mensch Günter
Komposition: Arno Schmidt Arrangement: Rainer Neumann

Die einen und die andern
Komposition: Arno Schmidt Arrangement: Arno Schmidt-Band

So ungefähr
Komposition: Arno Schmidt Arrangement: Rolf Hammermüller

Wiener Cafe

Komposition: Arno Schmidt
Texte: Ed Stuhler
Arno Schmidt (ac-g, voc, ld)
Frank Seidlitz (e-g)
Rolf Hammermüller (keyb)
Thomas Böhme (bg)
Eric Schlotter (dr)
aufgenommen am 20. 6.1987 im Jugendklub „Konrad Wolf", Hoyerswerda Aufnahmen: Rundfunk der DDR
Redaktion: Karl Heinz Ocasek
Made in the German Democratic Republic
Fotos: Harald Hauswald
Gestaltung: Manfred Bofinger
Lithografie und Druck: VEB VMW „Ernst Thälmann", Werk Gotha-Druck

Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem guten Geschmack! Sie halten eine hochwertige Konserve des VEB Deutsche Schallplatten in Ihren Händen, deren Kauf ich Ihnen wärmstens empfehlen möchte. Aufgefordert mich vorzustellen, halte ich es als hier Konservierter allerdings für unerwähnenswert, daß ich am 10.10. 1955 in Rostock geboren wurde. Ich halte es auch nicht für unbedingt notwendig mitzuteilen, daß ich an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler" Berlin Gitarre studiert habe, daß ich schon seit 1981 mit Ed Stuhler zusammenarbeite und seit dieser Zeit als Liedermacher durch das Land ziehe. Daß unser erstes Projekt mit der Rockband, das Programm „Aber fliegen...", bereits 1986 auf die Bühne kam, halte ich dagegen für durchaus mitteilenswert, wie auch die Tatsache, daß die KGD Schwerin und der Liedermacher Stefan Körbel als Produzent am Zustandekommen des Vorliegenden großen Anteil haben. Wofür ich mich, auch im Namen der Band, ehrlich bedanke.
Arno Schmidt


Aber fliegen . . .: Ich hab gelernt, wie man Ammoniak synthetisiert/ ich hab gelernt, wo die Seychellen liegen/ ich hab gelernt, wie der Lockruf des Kanarienvogels klingt/ ich hab gelernt, wie Beuteltiere Kinder kriegen/ Ich habe Hunderte von wichtigen Jahreszahln im Kopf/ ich könnte EDV-Anlagen programmieren/ ich habe sämtliche binomischen Formeln parat/ ich kann Russisch und Französisch deklinieren// Aber fliegen/ davon bin ich weit entfernt/ fliegen hab ich nicht gelernt/1 Ich hab gelernt, wie man den Eindruck macht, als hätte man was drauf/ ich hab gelernt, tut man das nicht, gibt es Bambule/ Ich hab gelernt, wie man mit möglichst wenig Aufwand lernt/ ich hab gelernt, man lernt ja doch nur für die Schule/ Ich hab gelernt wie man sich unsichtbar macht, wenns nötig ist/ solln sich doch andre die Rübe verrenken/ ich hab gelernt, mit zwei Wahrheiten umzugehn/ das eine sagen und das andere denken// Aber fliegen . . .11 Ich hab gelernt, daß ein Gespenst umgeht, ich weiß nur nicht mehr wo/' ich hab natürlich auch im Kapital gelesen/ Ich hab gelernt, am besten liest man seine Zeitung aufm Klo/ Ich hab gelernt, am besten schmeckt das Bier am Tresen// Aber fliegen . . . II Fliegen heißt siegen/ heißt sich. erheben/ und nicht länger als Wurm/ am Boden zu kleben// Fliegen heißt siegen/ und man hat schon gesiegt/ wirft man ab den Ballast/ der so unheimlich wiegt// Ich hab gemerkt, mir hängen irgendwie Gewichte unterm Knie/ ich frag mich immer, woran kann das nur liegen?/ Ich hab gemerkt, wenn ich am Abend meine Stiefel auszieh/ dann ist mir leichter, aber das ist noch kein fliegen// Aber fliegen ..//
Mensch Günter: Vor zehn Jahren war ich der junge Engels/ der junge Marx, der saß neben mir/ Es war damals an der Uni/ KuWi-Studenten warn wir/ Und der uns so nannte, das war Günter/ Günter, unser Philo-Dozent/ Bei dem saßen wir mit roten Ohren/ bei dem hat keiner gepennt// Günter war nur knapp Einssechzig/ kein Riese, der da vor uns stand/ Kant und Lenin warn auch nicht größer/ und haben die Welt erkannt/ Wir brauchten erst mal paar Wochen/ um zu merken, was der von uns will/ Wir sollten aufhörn zu schweigen/ und das war unheimlich viel// Mensch Günterl deine Schule war viel wertl Mensch Günterl du hast uns Denken gelehrt! Mensch Günterl woher nahmst du die Kraft bloß/ Mensch Günterl son kleiner Mann und so groß/1 Und all unsre festen Begriffe/ hat er erst mal in Frage gestellt/ Es blieb ihm auch gar nichts andres übrig/ Ein paar harter damit verprellt/ Die konntens einfach nicht begreifen/ die kamen nicht raus ausm Trott/ Was bisher immer Einsen gebracht hat/ das brachte nur beißenden Spott// Die herrlichen fertigen Sprüche/ auf einmal warn sie so leer/ Freiheit ist Einsicht. . . und sowas/ das zog auf einmal nicht mehr/ Worauf man uns so mühsam dressiert hat/ unsre widerspruchslose Welt/
da hatte er ganz schön zu ackern/ hat sie vom Kopf auf die Füße gestellt// Mensch Günter. // Tja, Günter, und nun biste der Löffel/ Das hast nun davon/ Wie lange, hasten gedacht, daß das gut geht?/ Immer so gegen den Strom?/ Sag nicht, daß man dich nicht gewarnt hat!/ Wie oft sagten sie: Laß das sein/ Kompromißlosigkeit macht einsam/ und Ehrlichkeit bringt nicht viel ein// Mensch Günter . //
Die einen und die andern: Die einen stellen Fragen/ und das ist unbequem/ Die andern haben keine/ und das ist angenehm// Die einen wollens wissen/ die andern halten still/ Die einen kriegen Ärger/ die andern was man will// Die einen wollen fliegen/ und machen dabei Wind/ Da stören sie die andern/ die schon gelandet sind// Die einen wissen immer/ wie man sich beträgt/ Die andern nicht und machen/ daß sich was bewegt//
Spiegellied: Da hält dir einfach irgend so ein Clown/ einen Spiegel vors Gesicht/ Da schaust du rein, da siehst du dich/ und sagst: Das bin ich nicht!/ Ich hab ein andres Bild von mir/ Dies Spiegelbild verwirrt/ Und daraus schließt du messerscharf/ daß sich der Spiegel irrt// Schau richtig hin/ das bist du! Der andre daß das bist du! Ob es dir paßt oder nicht! so siehst du aus/ das bist du/ Schau richtig hin/ das bist du/ Der andre da/ das bist du/ Der Spiegel ist nicht dran schuld/ du bist so klein/ das bist du// Da hält dir einfach irgend so ein Clown/ einen Spiegel vors Gesicht/ Die Absicht von dem ist boshaft genug:/ Dem gefällt deine Nase nicht/ Du sagst, du hast dich nicht erkannt/ denn so willst du nicht sein/ Das Einfachste war Veränderung!/ Doch das fällt dir nicht ein// Schau richtig hin . . .// Und wenn der Spiegel dich so zeigt/ so wie du wirklich bist/ und nicht so wie du gerne wärst/ dann ist er eben Mist/ Dann wird der Spiegel abgeschafft/ ein andrer steht bereit/ Und der ihn hält, den schafft man gleich mit/ und nennt es Wachsamkeit// Schau richtig hin . //