Caira - Dieter Süverkrüp Singt Lieder Der Französischen Revolution

Caira - Dieter Süverkrüp Singt Lieder Der Französischen Revolution

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CAIRA
DIETER SÜVERKRÜP SINGT LIEDER DER FRANZÖSISCHEN REVOLUTION 1789-1795
DEUTSCHE TEXTE: GERD SEMMER
ARRANGEMENTS UND MUSIKALISCHE LEITUNG: HENRY KRTSCHIL
TONREGIE: SIEGBERT SCHNEIDER

Seite 1
Die Marseillaise
Kriegslied für die Rheinarmee
Musik (und Worte): J. Rougetde Lisle (1792)

Lied von 1789
(Der heilige Vater ist ein Kapaun) Weise: O filii et filiae (vor 1642)

Patriotisches Bild
(Man sagt, daß in kurzer Zeit)
Worte vom „Vetter Jakob" (d. i. Beffroi de Reigny)
Weise: Schau mal, ob sie kommen, Jean (vor 1714)

Die patriotischen Mönche
(In der Umgebung von Paris)
Weise: He! gut, gut, gut, ist der Wein nicht gut (vor 1659)

Es geht ran!
(Ah, das geht ran) Weise vom „Nationalen Glockenspiel"  
(Tanzweise von Becourt, April 1790)

Strophen
(Aristokraten, ihr seid verwirrt und harsch)
Gedichtet und gesungen von den Arbeitern auf dem Marsfeld Weise:  
Es  lebe  Henri Quatre!

Neues Lied
(Ihr Franzosen, freut euch) Weise: Schönes Abenteuer (vor  1699)

Die Carmagnole der Royalisten
(Madam Veto versprach uns dies) Revolutionäres Lied

Patriotisches Lied
(Ist der Reichtum eine Frucht) Weise: Nimm mich in dein Kämmerlein (vor 1760)

Der große vereinigte Schiß der Preußen und der Österreicher
(Ah! das Elend, das da liegt!)
Worte von einem Apothekergehilfen Weise vor 1699

Strophen, gesungen bei einem Brüdermahl vom Bürger XXX
(Die sanfte Guillotine) Weise: Na, aber ja (1762)


Seite 2
Die Reisen der roten Mütze
(Die Freiheitsmütze sieht man ziehn) Worte: Salle Weise: Das macht mich ganz untröstlich (von Champain, 1787)

Ehrlichmann
(Die Wahl, mein Teures, fiel auf dich)
Worte: Barre, Leger und Boisieres
Weise: Die Diamanten zählte man (vor 1789)

Der Sansculotte
(Der Sansculotte reimt gewandt)
Weise des Calpigi (aus
„Tarare" von Salieri, 1787)

Also, das geht
(Schafften unterm König der Franzen)
Vaterländisches Bild vom „Vetter Jakob" (d, i. Beffroi de Reigny) Weise: ' Neulich kam klein Isabelle (aus „Nikodemus im Mond" von Beffroi de Reigny)

Der patriotische Pastor
(Patriot ist unser Paster)
Worte: Radet und Desfontaines
(aus „Auf der Rückkehr")
Weise:  Uns´
Vikar und unser Paster

Die Zwangsanleihe 1793
(Es gab so manchen weisen Plan)
Weise: La faridondäne

Die Übergabe der Stadt Lyon
(Wir, haben   die   Lyoner Stadt) Worte: Serieys Weise der Carmagnole

Volkstümliche Strophen
(Kerzen kosten schon sechs Francs)
Worte: Bellemare
Weise aus „Nikodemus im Mond"
von Beffroi de Reigny

Das „Mann!" des Patrioten
(Man sagt uns, Knechtschaft sei nicht bitter) Weise des Camille: Man sagt
uns, was in der Ehe (aus „Camille oder Der Untergrund" von Dalayrac, 1791)

Die Marseillaise


Die Verse dieses Liederbuchs lagen fast 170 Jahre in den Archiven von Paris und warteten auf ihre Stunde. Es sind nicht unsere Lieder, aber sie sind gegenwärtig als die Lieder der berühmten unbekannten Vorfahren, die auf uns hofften .,.
Das Volk von Paris hat die Revolution in allen ihren Phasen mit seinen Liedern begleitet — lebhaft, witzig, streitbar. Unsere eigene Tradition bietet uns keine Vorstellung davon, wie souverän und treffsicher, wie eingreifend diese Lieder waren ...
Uns Deutschen ist die Französische Revolution oft als finstere Orgie von Blut und Schrecken verschrien worden. Und so figurierten ihre Lieder zumeist in der offiziellen Literaturbetrachtung als „Haßgesänge". Das war Staatsräson! Wer aber wissen will, was Enthusiasmus ist, wer etwas vom Glücksgefühl der erfüllten Epoche spüren will, der suche in diesen Chansons. Der Mensch wußte sich einen geschichtlichen Augenblick lang auf der Höhe der Zeiten „Tout l'univers nouscon-temple ..." (Das Universum schaut auf uns). Zu keiner Epoche ist so viel gesungen worden wie während der Revolution, ... es gibt kein Thema, das nicht besungen wurde. Die wahre Ästhetik des Volkes. Ob alles gelang, ist eine andere Frage. Für 1789 hat Pierre 116 Chansons und Couplets aller Art gezählt. Sie besingen: die Generalstände, die Nationalversammlung, Wünsche und Beschwerden der Stände, Necker, den König, den Bastillesturm, die Nationalgarde und Lafayette samt Fahnenweihen, die Menschenrechte, den Kampf mit dem Adel, den Zug der Marktfrauen nach Versailles. 1790 sind es 261 Lieder, 1791 und 1792 je über 300. Und es werden unter der Jakobinerherrschaft nicht etwa weniger: für 1793 sind 590 Lieder bekannt und 700 für 1794. So stark hat die Revolution in diesen Jahren die Massen bewegt. Wie mit einem Schlag ist es 1795 vorbei. Man zählt 137 Lieder für das Jahr der letzten Erhebungen der hungernden und ökonomisch schon lange geschlagenen Sansculotten. Diese Zahl neuer Chansons wird nur noch einmal 1797 überschritten. Bis 1800 sinkt sie auf 25 herab ... Man könnte gewiß eine Sittengeschichte der Zeit oder das Pariser Leben aus Liedern zusammenstellen .. .
Ebenso ließe sich eine Geschichte der Revolutionskriege und der Armee aus Liedern verfassen . . . Ferner könnte man die politischen Institutionen, die beiden Nationalversammlungen, den Konvent und ihre Dekrete, die Beschlüsse der Komitees und Ausschüsse der Kommune von Paris, die Versammlungen der Sektionen, Volksgesellschaften und Klubs in Liedern widerspiegeln. Denn überall, überall wurde gesungen. Sogar vor den Schranken des Konvents erschienen Abordnungen und brachten ihre Anliegen in Gesängen vor. Als Danton am 15. Januar 1794 sich dagegen verwahrte, daß solch ein Lied ins amtliche Bulletin der Regierung aufgenommen wurde, verwies ihn ein Deputierter auf den „Nutzen der patriotischen Gesänge, um die Herzen der Republikaner zu elektrisieren". Und endlich, was diese Sammlung kaum zeigt, sind sämtliche hervortretenden Personen der Revolution mehr oder weniger häufig ins Lied eingegangen ... Bedeutend sind die Lieder als Selbstzeugnisse des kleinen Mannes aus den Vorstädten. Von den Sansculotten, die das Jahr 1793 beherrschten, kamen sonst nicht viele Dokumente auf uns. Sie selbst schrieben nicht viel, und die Konterrevolution und Restauration bewahrten keine auf — höchstens für Prozesse. Ein Teil wurde 1871 beim Brand des Hotel de Ville vernichtet. Gewiß zeigen ihre Lieder mit ihren Ideen auch ihre Illusionen und Vorurteile — den Glauben an die Begrenzbarkeit des Kapitals oder an die Wirksamkeit des Maximums. Aber ihre Lage war auch aussichtlos. Politisch lagen sie im Schlepp der neuen Bourgeoisie, die aus der Revolution Profit schlug. Da sind ihre Lieder vage. Sozial und ökonomisch aber sind sie sehr deutlich. Denn ihre Not trieb sie zur Tat. Sie' machten die Revolution, sie erkämpften ihre Siege und erlitten ihre Niederlagen, die ihre historische Ausgliederung aus dem dritten Stand bedeuteten. In ihren Liedern halten sich die Sansculotten an die offiziellen Formeln, aber sie fassen sie härter, sie sehen schärfer, der furchtbare Kampf ums tägliche Brot macht sie realistisch. Die Gelegenheitsdichter, Amateure, Publizisten, Librettisten kommen aus allen Berufen und Klassen. .. — sie alle wurden vom Strom unerhörter Ereignisse hingerissen zum Singen. Manche machten auch einfach Geld . . .
Im Mai 1794 rief der Konvent „alle Talente, würdig der Menschheit zu dienen", auf, die wichtigen Ereignisse der Revolution im Hymnen und Gesängen zu feiern. Beim Instruktionskomitee häuften sich die Eingaben. Mehrfach wurden Beträge zur Unterstützung von Autoren ausgegeben. Auch die Künstler der Nationalgarde, die 1793 zum „Nationalinstitut für Musik" dekretiert worden waren, erhielten Zuschüsse, um im März 1794 ihre Werke auf eigene Rechnung . . . herauszugeben. Vier Jahre lang war dafür kein Verleger zu haben gewesen. Die Verleger machten andere Geschäfte, sie hielten sich ans Bekannte. Bekannt war, was auf dem Theater und in den Straßen gesungen wurde. Das Theater war ein Lieblingsplatz der Zeit. Die Leute sangen dort mit, warfen Zettel mit neuen Liedern auf die Bühne, griffen ein und fühlten sich wie zu Hause. Die Singspiele, Komödien und Possen, alle vermischt mit alten und neuen Liedern (Arietten   hießen   die  neu-
komponierten Lieder), waren allgemein beliebt. Von 1750 bis 1789 wurden aus etwa 60 Stücken über 100 Lieder Allgemeingut. . . Dazu kommt eine Masse von Zeitstücken, die seit 1789 die Bühne einnehmen.
Die übrigen Melodien waren aus zwei Jahrhunderten überliefert, Volkslieder, Schäferlieder, Weihnachtslieder, Gassenhauer, Liebeslieder, Tänze — die berühmten Lieder Qaira und Carmagnole waren Tänze —, ein buntes Gemisch. Im ganzen wurden etwa 270 Weisen ständig verwendet, ein erstaunlicher Schatz. Höchstens 150 Chansons wurden neu komponiert. Von den neuen Liedern wurden die Marseillaise und der Chant du depart, später der Reveil du peuple am meisten gebraucht. Neben dem Metrum und der Vorliebe des Autors für eine Melodie war wohl auch die Ähnlichkeit der Situation und die Korrespondenz der Inhalte bestimmend für die Wahl... Die allgemeine Kenntnis dieser Weisen war das Feld, auf dem die Straßensänger ernteten. Die Zeitungen jener Jahre berichten immer wieder, wie sich Hunderte von Menschen ansammelten am Pont-Neuf, Pont-au-Change, an den Quais, am Quai de Greve im Kohlenhafen, in der Rue des Petits-Champs, vor den Tuilerien, im Garten des Palais-Royal (Jardin Egalite), in den Champs-Elysees, am Car-rousel, um den Sängern zuzuhören, die ihre witzigen oder rührenden Strophen zum besten gaben und ihre Liederblätter verkauften. Man wagte während der ganzen Jahre nicht, sie zu vertreiben .. .
Im Juli 1793 fand die Chronique de Paris: „Man braucht schon einen Schatz von Heiterkeit, um in dieser Zeit noch zu singen. Aber da alle Welt singt, ist es gut mit einzustimmen." .. . Die Übertragung hält sich so dicht wie möglich an die Texte und lieber an die Wahrheit als an die Schönheit. Die unvergleichliche Freiheit der französischen Rhythmen gegenüber den Metren versuchte ich zu erhalten, auch den jeweils eigenen Ton, der bald pompös, bald rauh und herzlich, bald geziert, bald witzig oder heiter-volkstümlich erklingt.
Gerd Semmer (aus dem Vorwort zu „Caira", Rütten und Loening, Berlin 1958)

Mehr Informationen
ArtikelnummerEterna 8 15 033
ProduktnameCaira - Dieter Süverkrüp Singt Lieder Der Französischen Revolution
Preis19,95 €
LieferzeitIm Schallplattenladen Stralsund
InterpretDieter Süverkrüp
Name - TitelCaira - Dieter Süverkrüp Singt Lieder Der Französischen Revolution
LabelEterna
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1970
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)
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