Deutsch Literatur Klasse 9 - Aus Gorkis Leben - Der Lebensbericht Des Landarbeiters Anfissa
Deutsch Literatur Klasse 9 - Aus Gorkis Leben - Der Lebensbericht Des Landarbeiters Anfissa
Deutsch Literatur Klasse 9 - Aus Gorkis Leben - Der Lebensbericht Des Landarbeiters Anfissa
1. Aus Gorkis Leben („Meine Universitäten")
2. Der Lebensbericht der Landarbeiterin Anfissa
(„Drei Erzählungen von Helden II“)
2.1. Eingangssituation der Erzählung
2.2. Vor dem ersten Weltkrieg
2.3. Erfahrungen während des Krieges
2.4. Aufbegehren gegen den Brotherren 2.5. Kampf an der Seite der Bolschewik-! 2.6. Leben nach dem Sieg der Revolution
Hörszenen aus Schulfunksendungen von Dr. sc. Wilfried Bütow
Die Szenen aus Gorkis Leben (1.) sind zu verwenden, um dem Vertrautmachen der Schüler mit der Persönlichkeit Gorkis möglichst erlebnishaften Charakter zu geben. Der Beachtung werden außerdem empfohlen:
MB-A 610 Mit wem seid ihr? Meister der Kultur?
Eine Hörfolge zur Bedeutung der jungen Sowjetmacht und ihres revolutionären künstlerischen Schaffens für die Entwicklung deutscher Schriftsteller und der deutschen Literatur.
R 881
Sowjetische Literatur
1-9 Bilder zur Gorki-Biographie
Zur Anfissa-Geschichte (2.) ist folgendes zu bedenken:
„Ich fühlte nur, daß die zwei Zentner schwere Anfissa ein ganz ungewöhnliches und mir völlig neues Geschöpf war und daß ich erkennen und verstehen mußte, auf welche Weise sie zu solch einem Leben gekommen war.“
Mit diesen Worten erklärte der Erzähler der Anfissa-Geschichte — sie ist die zweite der „Drei Erzählungen von Helden" (1930) von Maxim Gorki -, warum er sich mit Anfissa näher unterhalten muß, und er bekennt, daß ihn die Begegnung mit der Landarbeiterin Anfissa und ihre Lebensgeschichte tief bewegt haben. „Den Farbenreichtum ihrer Erzählung kann ich natürlich nicht wiedergeben, aber einiges hat sich fast wörtlich meinem Gedächtnis eingeprägt."
Worin besteht das Ungewöhnliche? Offensichtlich nicht in der äußeren Erscheinung Anfissas, obgleich der Erzähler bewußt ihr ungewöhnliches Äußere hervorhebt: „Sie war, gelinde gesagt, etwas gewaltig für eine Frau; sie wog sicherlich zwei Zentner, wenn nicht noch mehr, war breitschultrig und breithüftig und ungefähr eins fünfundachtzig groß." Das Ungewöhnliche dieser Frau liegt in ihrem Schicksal, genauer, wie sie das schwere Schicksal meisterte und als gereifte Persönlichkeit aus ihrem schweren Leben hervorging. Anfissa ist der lebende Beweis dafür, wie große geschichtliche Veränderungen das Leben der Menschen tiefgreifend wandeln. Maxim Gorki erfaßt in seinen „Erzählungen von Helden" das Leben mehrerer solcher Menschen, die er „die großen Menschen unserer Welt" nennt. Das sind jene, die niemals von sich aus den Anspruch erhoben hätten, als Helden zu gelten, weder im Leben noch in der Literatur.
Gorki sagt: „Erzählungen über Menschen schreiben bedeutet nicht einfach erzählen, es bedeutet, Menschen mit Worten zu zeichnen, so wie man sie mit Pinsel oder Bleistift zeichnet. Man muß die beständigsten Charakterzüge im jeweiligen Menschen herausfinden, man muß den tieferen Sinn seiner Handlung begreifen und darüber mit genauen und klaren Worten schreiben, daß der Leser aus den Seiten des Buches, hinter den schwarzen Zeilen, hinter dem Netz von Worten das lebendige Antlitz des Menschen erblickt und daß das Verhältnis von Gefühlen und Handlungen der Erzählung bei ihm keinen Zweifel erweckt, Der Leser muß spüren: Alles, was er gelesen hat, ist gerade so gewesen und konnte nicht anders sein."
Als Gorki dies schrieb, war er bereits als Dichter des russischen Volkes bekannt, als Dichter der Arbeiter und Bauern, der Wolgaschiffer, Lastträger, Barfüßler, der Wahrheitssucher, der Ausgestoßenen und Entrechteten. Seine Helden, das sind diese Menschen aus dem Volk, die sich gegen die alte morsche Welt wenden, weil sie gut und gerecht sein wollen. Manche von ihnen, wie Pelagea Wlassowa und ihr Sohn Pawel, Gestalten aus Gorkis weltberühmten Roman „Die Mutter“, „erwachen unaufhaltsam zum Bewußtsein ihrer selbst und ihrer Klasse".
Lion Feuchtwanger sagte über Gorki:
„Ich weiß keinen zweiten Dichter, der so wie er das Volk gestalten konnte. Jeder seiner Menschen hat seine Einzelstimme, und doch klingen diese Stimmen ineinander, werden zu einer großen Symphonie und bekommen ihren letzten rechten Klang nur durch die Stimme der anderen."
Solchen Menschen, in denen die Kraft und der Wille zum wahren Menschsein unzerstörbar lebendig ist, begegnen wir - wie gesagt - auch in den „Drei Erzählungen von Helden".
Mit diesen Geschichten über Frauen setzte Gorki die Tradition fort, die er mit früheren Erzählungen, wie „Der alte Isergil“ und „Malwa“, und mit dem Roman „Die Mutter" begonnen hatte und die damals alle in der Literatur noch Ausnahmeerscheinungen waren. Jedoch für Gorki war das in den „Erzählungen von Helden" aufgeworfene Problem eine Alltagsfrage, eine Lebensfrage und folglich auch eine Frage der Kunst.
Was man in unserer Zeit unter einem Helden verstehe, bewegte Gorki sehr. In seiner Rede auf dem sowjetischen Schriftstellerkongreß 1934 nahmen Überlegungen dazu großen Raum ein. Gorki erinnerte an die Heldengestalten der Volksdichtung. Der Held erweise sich dort als der Klügere, der ebenso wie die kluge Wasilissa plötzlich alle Unbilden des Lebens überwindet, möge er auch noch so unscheinbar sein, ja sogar als Tolpatsch gelten. Gorki schlußfolgert, daß in der sozialistischen Literatur dem Menschen und seinem sich verändernden Verhältnis zur Arbeit ein besonderer Platz gebühre, und dazu gehöre dann auch, die „Arbeit und die Psyche der Frau so darzustellen", daß kleinbürgerliche Einstellungen gegenüber Frauen endlich überwunden werden.
In der Anfissa-Erzählung ist das Nachdenken über den Inhalt der bisher üblichen Vorstellung von einem Helden verknüpft mit der Frage nach menschenwürdigen Lebensbedingungen für Frauen aus dem Volk. Für den Dichter, der in seinen frühen Jahren viele bittere Erfahrungen hatte sammeln müssen, sind es immer wieder Frauen aus dem Volk gewesen, in denen er tiefe Menschlichkeit trotz des erniedrigenden Lebens fand. Eine Haltung, die seinen Glauben an den Menschen immer wieder stärkte. Solche Bekenntnisse lesen wir in seinen autobiographischen Romanen „Meine Kindheit", „Unter fremden Menschen" und „Meine Universitäten“. Hier stoßen wir auf manches, was Gorkis Haltung lebendig werden läßt und zur unterrichtlichen Einführung in die Anfissa-Erzählung verwendet werden kann.
Wir finden, was auch in der Anfissa-Erzählung wiederkehrt: Gemeinheit und Grausamkeit des Lebens im zaristischen Rußland, die rechtlose Stellung der Frau, aber auch die Kraft und die Menschlichkeit „einfacher Menschen“, zu denen auch der Erzähler gehört, Alexej Peschkow, der sich dann Gorki (der Bittere) nennt. Mit der Wahl der Anfissa als Heldin ist das Problem in zugespitzter Form aufgegriffen, doch die Anlage der Figur in ihrem Äußeren, in ihrer Erscheinung, verstärkt noch diese Absicht. Anfissa ist ganz bewußt als Gegenbild zu den üblichen Vorstellungen von Helden angelegt. Der Leser erlebt sozusagen die Korrektur, die Entlarvung einer falschen Vorstellung.
Für das tiefe Verständnis der Erzählung und damit auch für das methodische Vorgehen im Unterricht ist wesentlich, daß der Autor den Leser erst schrittweise zum Verständnis der Anfissa-Figur und zu ihrer gründlichen Wertung gelangen läßt. Gorki provoziert den Leser insofern, als er seine Heldin zunächst bewußt als Kontrast zu altbekannten Heldenfiguren aufbaut, ihn gleichsam schockiert. Der Leser muß während der Lektüre seine eigenen Vorstellungen von Helden ständig überprüfen und auch korrigieren, denn manches paßt nicht zu der überkommenen Ansicht, zum Beispiel daß im allgemeinen der Held männlichen Geschlechts ist und daß seine Klugheit und Tapferkeit mit Schönheit im Äußeren harmonieren. Damit kollidiert der Text ganz bewußt, indem er die Vorstellung von einer wahrlich ungewöhnlichen Frau vermittelt.
Die mehrschichtige Erzählweise unterstützt diese Wirkung. Der Autor erfährt die Geschichte der Anfissa durch einen Bekannten, den die Begegnung mit der Landarbeiterin Anfissa tief beeindruckt hat, so daß er Genaueres über ihren Lebensweg wissen will. In seinem Bericht über diese erneute Begegnung läßt er Anfissa immer stärker zu Wort kommen, deren Sätze sich ihm fast wörtlich eingeprägt haben. Nur dann und wann streut er einige Bemerkungen und Beobachtungen ein, die sowohl ihm, den Zuhörer, wie auch Anfissa, die Erzählerin, betreffen.
Mit der Erzählung in der Erzählung rückt Anfissa dem Leser immer näher, gleichzeitig wird dieser durch die Haltung des Erzählers und dessen Kommentare ständig zur Stellungnahme herausgefordert. Aber auch als Anfissa schließlich das Wort erhält, wendet sie sich immer wieder an ihren Zuhörer und damit auch an uns. Ihre Erzählung atmet Unmittelbarkeit und Anschaulichkeit, mögen die Wertungen und Haltungen direkt oder indirekt zum Ausdruck kommen. Ihre Rede ist streckenweise sehr sprunghaft, dann wieder stärker zusammenhängend, gerafft und die Geschehnisse verdichtend. Somit ist ihre Erzählung nicht nur durch das Was, sondern stets auch durch das Wie aufschlußreich, durch das, was gesagt und was verschwiegen wird, durch Wortwahl, Klang und Rhythmus, eben durch den Sprachgestus.
Der Einsatz der Hörfolge im Unterricht kann den Eindruck der Lektüre noch vertiefen, weil die Interpretation durch die Schauspieler, das Mittel der künstlerischen Darstellung, hinzukommt. Die einzelnen Etappen des langen und entbehrungsreichen Weges, den Anfissa zurücklegen muß, bis sie schließlich für andere den langen Weg durch die Sommerhitze wagt, können für den Schüler durch den Wechsel von nochmaligem Lesen und Hören emotional verstärkt werden.
Autor der Einführung: Dr. sc. Wilfried Bütow, 1979 Die Aufnahmen wurden von Radio DDR II, Schulfunk, übernommen. Redaktion: Dr. Horst Dahm
Titelbild: Maxim Gorki. Gemälde von Boris Grigorjew (1926) Vorlaae: Aufbau-Verlaa Berlin und Weimar
Als Unterrichtsmittel zugelassen durch das Ministerium für Volksbildung der DDR, Hauptverwaltung Unterrichtsmittel und Schulversorgung. Entwickelt von der
Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR, Institut für Unterrichtsmittel
Artikelnummer | Schola 8 70 092 (8 75 092) |
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Produktname | Deutsch Literatur Klasse 9 - Aus Gorkis Leben - Der Lebensbericht Des Landarbeiters Anfissa |
Preis | 24,90 € |
Lieferzeit | Im Schallplattenladen Stralsund |
Interpret | Various Artists |
Name - Titel | Deutsch Literatur Klasse 9 - Aus Gorkis Leben - Der Lebensbericht Des Landarbeiters Anfissa |
Label | Andere |
Medientyp | LP / Vinyl 12" |
Vinylgewicht pro Schallplatte | 140 gramm |
Anzahl der Platten | 1 |
Beilagen | Keine |
Release-Datum | 1980 |
Allgemeiner Plattenzustand | Gebraucht |
Zustand Tonträger | Very Good + (Sehr gut) |
Zustand Cover | Very Good + (Sehr gut) |
Plattenreinigung | Reinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio) |