Die Jehmlichorgel Der Stadthalle Karl-Marx-Stadt - (Felix Friedrich Spielt Zeitgenössische Orgelmusik)

Die Jehmlichorgel Der Stadthalle Karl-Marx-Stadt - (Felix Friedrich Spielt Zeitgenössische Orgelmusik)

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Die Jehmlichorgel der Stadthalle Karl-Marx-Stadt
Seite 1
1. Christfried Schmidt - Introitus (1972)
2. Christfried Schmidt - Zwoller Schnitgerei (1974)
3. RuthZechlin - Orpheus (1977)
VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig

Seite 2
4. Siegfried Thiele - Suite (1979)
1.        Einleitung (Ruhig, frei)
2.        Hauptsatz (Lebhaft - ruhig - lebhaft)
3.        Nachspiel (Sehr lebhaft)
Verlag VEB Edition Peters, Leipzig

5. Andre Asriel - Toccata und Fuge über „Das schlimme Jahr" von Ernst Barlach (1973)
Verlag VEB Edition Peters, Leipzig
6. Günter Neubert - Partita über „ Da pacem " (1983)
VEB Deutscher Verlag für Musik, Leipzig

FELIX FRIEDRICH, Orgel
Aufnahmen des Rundfunks der DDR
Aufgenommen im April 1987
Musik-und Tonregie: Lothar Hübner

Die Orgel beeinflußte in den vergangenen Jahrhunderten auf sehr unterschiedliche Art und Weise das jeweilige kompositorische Schaffen. Hätten sich Prophezeiungen aus dem Kreis der Zweiten Wiener Schule um Arnold Schönberg erfüllt, wäre die Orgel längst in museale Bezirke verwiesen worden. „Um die Orgeln ist es traurig bestellt", schreibt Theodor W. Adorno 1927. „Die orchestralen mit der schlechten Unendlichkeit der Register und der expressiven Mechanik werden unglaubhaft, und nicht nur Advokaten muffiger Innerlichkeit sind ihre entschlossenen Feinde. Die archaischen aus Buxtehudes Zeit aber bieten wenig Abwechslung mehr. Es werden wohl alle verstummen müssen." Auch Schönberg stand dem Instrument distanziert gegenüber. Nach seiner Anschauung hatte der Orgelbau in eine musikhistorische Sackgasse geführt, war der Bereich der Klangfarbe in unnötiger Weise differenziert worden, während man den der Dynamik vernachlässigt hatte, indem man, trotz Jalousieschwellers und Registerwalze, die Starrheit des Einzeltons nicht überwand. Ihm kam es auf dynamische Übergänge auf engstem Raum an, auf die Fähigkeit, in feinsten Lautstärkenuancen die Individualität eines thematischen Gebildes, einer Reihe, plastisch herauszuarbeiten, „denn die Dynamik allein ist's, was Klarheit schafft". So ging Schönberg in seinen 1941 komponierten „Variationen über ein Rezitativ" op. 40 hinter den erreichten kompositionstechnischen Standard zurück und schrieb nicht dodekaphon. Der musikalischen Avantgarde zu Beginn unseres Jahrhunderts war, um mit Carl Dahlhaus zu sprechen, die „Expressivorgel des 19. Jahrhunderts ... noch nicht orchestral und expressiv genug" (was sich nicht zuletzt in Schönbergs Orchestrierung Bachscher Orgelwerke zeigte), während andererseits die Organistengeneration um Albert Schweitzer der romantischen Orgel den Rücken kehrte, um sich wieder am barocken Orgelbau zu orientieren. Damit waren zwischen der Avantgarde und dem Historismus der Orgelbewegung auf Jahrzehnte extreme Positionen abgesteckt. Skeptische Enthaltsamkeit oder neobarocker Akademismus waren die Pole, zwischen denen überzeugend sich zu bewegen nur wenigen Außenseitern noch gelang.
Die auf dieser Schallplatte vereinten Stücke - sie stammen von Komponisten der DDR und entstanden zwischen 1972 und 1983 - stehen auf höchst unterschiedliche Weise in diesem widerspruchsvollen Traditionsfeld. Im Orpheus (1977) von Ruth Zechlin paart sich ein an alter Orgelmusik geschulter Sinn für polyphone Strukturen mit sonoristischem Denken, das auf Klangfarben-und Dichteverhältnisse zielt. Hinzu tritt eine motivisch „zupackende" Gestik, die das Werk, auch im Blick auf den Titel, in den Bereich programmatisch intendierter Musik verweist.
Dem Duktus der Bachschen Orgelsprache nähert sich Andre Asriel mit seiner Toccata und Fuge (1973). Asriel schiebt, wie bei Bach auch zu finden, zwischen Toccata und Fuge einen langsamen Zwischenteil ein (Andante). Der Untertitel „Über .Das schlimme Jahr' von Ernst Barlach" deutet dabei weniger auf ein Programm als auf sein Traditionskonzept. Barlachs 1936 entstandene Frauengestalt zeigt den Gesichtsausdruck stillen Leidens und entschlossener Verweigerung in der Zeit einer immer lautstarker geführten Kampagne der Nazis gegen die sogenannte „Entartete Kunst". Asriels Stück kann als der Versuch angesehen werden, die herbe Barlachsche Handschrift, die das Vorbild mittelalterlicher Schnitzkunst nicht verleugnet, musikalisch umzusetzen.
Die Partita über „ Da pacem " von Günter Neubert entstand im Luther-Jahr 1983. Sie knüpft insofern an die Tradition der Choralpartita an, als sie das thematische Material variativ in mehrteiliger Folge verarbeitet, wobei die Ausdrucksskala von choralhaften Passagen bis hin zu infernalischen Visionen reicht. Das Stück bezieht seine klangliche Eigenart aus der Synthese modaler Wendungen, die Neubert aus dem mittelalterlichen Antiphon „Da pacem, Domine" (bei Luther: „Verleih uns Frieden gnädiglich") bezieht, mit kompositorischen Techniken unseres Jahrhunderts.
Auch die Suite für Orgel (1979) von Siegfried Thiele lebt vom formalen Spannungsbogen einer in sich kontrastierenden Mehrsätzigkeit. Meditative Entrücktheit steht hier gegen eine zum Teil recht gewalttätige Betriebsamkeit, die sich in leerem Figurenspiel und aktivistischen Akkordballungen entlädt.
Mit handwerklicher Souveränität gelingt es Christfried Schmidt, seine in der Schönberg-schen Tradition stehende, jedoch frei gehandhabte Reihentechnik auch in seinen Orgelkompositionen anzuwenden. Sowohl in dem Introitus (1972), der für einen Wettbewerb in Szczecin entstand, als auch in der Zwoller Schnitgerei (1974) schmilzt der Komponist Elemente des traditionellen Orgelspiels zu einem sehr dicht gearbeiteten und höchst expressiven Orgelstil um. Die Zwoller Schnitgerei ist eine Hommage an den Meister der norddeutschen Orgelbaukunst Arp Schnitger und für dessen im niederländischen Zwolle erbaute viermanualige Orgel.
Die Orgel der Stadthalle Karl-Marx-Stadt wurde 1976 vom VEB Orgelbau Jehmlich Dresden erbaut. Die Disposition, sie wurde von Dr. Frank-Harald Greß entworfen, zielt mit 64 klingenden Stimmen auf eine stilistische Universalität ab, wie sie von jeder größeren Konzertsaalorgel erwartet werden muß. Ein deutlich profiliertes Werkprinzip, das die Orgel in besonders charakterisierte „Teilorgeln" gliedert, ein wandlungsfähiger Plenoklang und eine große Zahl markanter Einzelregister, vor allem die vom 32' bis zum 2' ausgebaute Gruppe von Zungenstimmen, garantieren die stilistische Vielfalt. Dynamische Beweglichkeit, die durch eine Vielzahl moderner Spielhilfen, vor allem aber durch zwei Schwellwerke garantiert wird, prädestinieren die Orgel auch zur Wiedergabe romantischer Orgelmusik. Die Gesamtanlage des reich disponierten Instruments bietet die Grundlage dafür, daß die Orgel in einen fruchtbaren Dialog mit den Kompositionen unserer Tage treten kann.
FELIX FRIEDRICH, 1945 geboren, studierte in Dresden Kirchenmusik und an der Hochschule für Musik „Franz Liszt" in Weimar Orgelspiel bei Prof. Johannes-Ernst Köhler. 1976 wurde er als Organist an die Konzerthalle Schloßkirche Altenburg berufen. Er konzertiert regelmäßig im In- und Ausland und produzierte Aufnahmen für Rundfunk, Fernsehen und die Schallplatte.
Hans-Heinrich Raab (1989)
Foto: Heinz Patzig
Gestaltung: Bernd Meier

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ArtikelnummerNova 8 85 279
ProduktnameDie Jehmlichorgel Der Stadthalle Karl-Marx-Stadt - (Felix Friedrich Spielt Zeitgenössische Orgelmusik)
Preis24,90 €
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InterpretFelix Friedrich
Name - TitelDie Jehmlichorgel Der Stadthalle Karl-Marx-Stadt - (Felix Friedrich Spielt Zeitgenössische Orgelmusik)
LabelAndere
MedientypLP / Vinyl 12"
Vinylgewicht pro Schallplatte140 gramm
Anzahl der Platten1
BeilagenKeine
Release-Datum1989
Allgemeiner PlattenzustandGebraucht
Zustand TonträgerVery Good + (Sehr gut)
Zustand CoverVery Good + (Sehr gut)
PlattenreinigungReinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio)

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