Drupi

Drupi

Piccola E Fragile

Sereno E

Sambario

Vado Via

Due

Come Va

Provincia

Piero Va

Non E Gran Che

Ubbriaco

E Cosi Comincio

Seine Geschichte ist wirklich ungewöhnlich:
Jahrelang hatte sich der Klempner und Amateurmusiker Gamplero Aneill aus dem norditalienischen Pavia vergeblich um den großen Erfolg im Popmusik-Geschäft gemüht. Als namenloser Musikant tingelte er in der Saison in Touristenrestaurants am Gardasee. Er hatte eigentlich schon keine Lust mehr und wollte die ganze Sache an den Nagel hängen, aber seine Freunde überredeten Ihn 1973 dazu, einen letzten Versuch zu starten. Unter dem Künstlernamen Drupi meldete er sich zur Teilnahme am landesbewegenden San-Remo-Festival und wurde zunächst einmal abgelehnt. Erst nach der Erkrankung einer Teilnehmerin gelangte er auf die Teilnehmerliste, fiel aber dann mit seinem Wettbewerbslied Vado VIa“ mit Pauken und Trompeten durch. Die Jury setzte ihn auf den letzten Platz. Damit schien die Sache besiegelt. Aneill löste seine Band auf und reparierte zu Hause wieder Wasserleitungen.
Zur allgemeinen Überraschung tauchte Drupis Lied aber im Ausland wieder auf. Zuerst waren es französische Rundfunkstationen, die die Schlußlicht-Nummer ständig spielten, und sie damit in Frankreich in kürzester Zeit auch zum Plattenhit machten. Kurz darauf fand sich Drupi Im Londoner Fernsehen wieder, wo er zusammen mit Tom Jones und Paul McCartney auftrat. Nun kehrte der Erfolgstitel auch nach Italien zurück und eroberte sich dort für Wochen die Spitze der Hitparaden. Der ‚Prophet‘ galt jetzt auch etwas im eigenen Lande! Zusammen mit dem Autorenteam Enrico Riccardi und L. Albertelli entstanden weitere Lieder, die zu Internationalen Erfolgen wurden, beispielsweise „Piccola e fragile“ oder „Sambario‘“. Unverwechselbar und faszinierend blieb dabei immer Drupis Interpretation. Seine Stimme, dieses ‚Reibeisen mit Samtpfoten‘, besitzt eine außerordentlich starke Ausdruckskraft, gleich, ob bei sanfter Zurückhaltung oder bei überschäumender Vitalität. Seine Schlagerlieder sind in Jeder Hinsicht von einem Niveau, wie man es hierzulande allenfalls bei einem Chanson erwarten darf.
In Italien ist Drupi einer der ganz Großen geworden. Er gewann inzwischen mehrere Musikfestivals und 1976 wählte ihn die italienische Musikfachzeitschrift ‚Musika & Discht‘ zum Sänger des Jahres. Tourneen führten ihn in fast alle sozialistischen Länder, auch in die DDR.
Bei alledem ist er aber der einfache Mann geblieben, der immer eine Abneigung gegen den Publicity-Rummel der Branche hat, und der trotz des märchenhaften Sprungs vom Schatten ins Rampenlicht nicht ‚Star‘ genannt werden möchte:
„Stars, das sind Sammy Davis jr. und Frank Sinatra. Mir reicht es schon, bekannt zu sein, neue Freunde gefunden zu haben, ohne meine alten zu verlieren und etwas Geld zu haben.“
Vor einiger Zeit kehrte er der Großstadt den Rücken und ging zurück aufs Land, wo er vor 30 Jahren geboren wurde. Seine ländliche Heimat, die Kleinstadt, die Pferde, das beschauliche Leben in der Provinz hat er immer geliebt, und seine Abende in der Kneipe verbringt er ab und zu mit den Freunden von früher beim Kartenspiel. Diese Atmosphäre ist es, die die Lieder seiner letzten Langspielplatte mit dem Titel „Provincla“ bestimmt. Die LP entstand in eigener Regie und Verantwortung und wurde von Drupi selbst produziert. Vor einiger Zeit nämlich verließ er seine alte Plattenfirma und stürzte sich in ein neues Wagnis mit dem Namen ‚Real Music‘  Drupis eigene Plattenfirma. Nun schreibt er seine Lieder und nimmt sie gleich zu Hause auf. Für die Zukunft hat er sich vorgenommen, bei sich Musik mit den besten italienischen Musikern und Autoren aufzunehmen.
Unsere vorliegende LP besteht aus einem Überblick über die Drupi- Erfolge der letzten Jahre (Seite 1) sowie aus einer Auswahl von Titeln aus der LP ‚Provincia’ (Seite 2).
Volkmar Andrä (1980)