Eisler - Klingende Dokumente IV
Eisler - Klingende Dokumente IV
Eisler - Klingende Dokumente IV
Hanns Eisler - 1898-1962 - Dokumente 4
Historische Aufnahmen
Seite 1
1.
Vom Sprengen des Gartens
Text: Bertolt Brecht
Hanns Eisler, Gesang
Andre Asriel, Klavier
2.
Haltung zum Lehrer Schönberg -
Treue des Schülers zum Lehrer
Aus dem Gespräch mit Dr.Hans Bunge am 9.April 1958
3.
Lenin-Requiem (1937)
für Alt- und Bariton-Solo, Chor und Orchester
Text: Bertolt Brecht
Irmgard Arnold, Sopran
Hermann Hähnel, Bariton
Solistenvereinigung des Deutschlandsenders
Berliner Rundfunk-Sinfonie-Orchester
Dirigent: Helmut Koch
4.
Eisler - ein politischer Komponist?
Aus dem Gespräch mit Dr. Dieter B. Herrmann am 4. Juli 1961
5.
Aus „Die Weißbrotkantate”
Nr.3 Abschließende Bemerkung (Dies ist die wahre Geschichte)
Text: nach Ignazio Silone
Hanns Eisler, Gesang
Andre Asriel, Klavier
6.
Aus „Die Weißbrotkantate”
1. Die Betrachtung eines kirchlichen Gemäldes (Die Kirche war ganz verwahrlost)
2. Die wahre Geschichte von San Berardo (San Berardo starb im hohen Alter)
3. Abschließende Bemerkung (Dies ist die wahre Geschichte)
Text: nach Ignazio Silone
Irmgard Arnold, Sopran
Andre Asriel, Klavier
Verlag VEB Breitkopf & Härtel, Leipzig
7.
Friedenslied
Text: Pablo Neruda, Bertolt Brecht
Gisela May, Gesang
Hanns Eisler, Klavier
Seite 2
8.
Aus „Die Tage der Kommune”
Lieder aus der Bühnenmusik zu dem gleichnamigen Stück von Bertolt Brecht
1. Ostern ist Ball sur Seine
2. Père Josèphe
3. Margot ging auf den Markt heut früh
Hanns Eisler, Gesang und Klavier
9.
Brecht, Eisler und Chaplin
Aus dem Gespräch mit Dr. Hans Bunge am 9.April 1958
10.
Aus „Galileo Galilei”
Ballade Nr.9 aus der Bühnenmusik zu dem gleichnamigen Stück von Bertolt Brecht Hanns Eisler, Gesang und Klavier Aufnahme in englischer Sprache aus dem Jahre 1947
11.
Lebensfreude - ohne Konformismus zur Vergangenheit hin
Aus dem Gespräch mit Dr. Hans Bunge am 9. April 1958
12
Aus „Der Held der westlichen Welt”
Lieder aus der Bühnenmusik zu dem gleichnamigen Stück von John Millington Synge 1. Duvland, der kühne Ritter
2. Die Tränen der Mädchen von Majo
3. Ein irischer Glaube
4. Es ist viel Blut geflossen
Hanns Eisler, Gesang und Klavier
13.
Über die Aufgabe der Musik in unserer Zeit
Aus dem Gespräch mit Dr. Dieter B. Herrmann im November 1960
14.
Die Teppichweber von Kujan-Bulak
Kantate für Sopran und Orchester
Text: Bertolt Brecht
1. Oftmals wurde geehrt
2. Zwanzig Teppichweber stehn dort
3. Und es beschließen die Leute
4. Als nun aber das Geld gesammelt wird
5. Mit dem Geld für die Büste
6. An dem Tage der Ehrung
7. Und als nun am Abend
Irmgard Arnold, Sopran
Berliner Rundfunk-Sinfonie-Orchester
Dirigent: Hanns Eisler
Wie schon die Klingenden Dokumente 1-3 belegen die vorliegenden Aufnahmen einerseits musikalische Äußerungen Hanns Eislers als Dirigent, als „Sänger” und „Klavierspieler” sowie andererseits im Gespräch geäußerte Gedanken über Probleme der Musikentwicklung in Geschichte und Gegenwart. Der bedeutende Komponist und Theoretiker des sozialistischen Realismus in der Musik kann hier in der Art und Weise seiner Aufführungspraxis und in seinem Denk- und Sprechstil „unmittelbar" erlebt werden. Es ist dies eine Seite seiner Persönlichkeit, deren Kenntnis für das Verständnis seiner Gesamtleistung von unschätzbarem Wert ist.
Freilich haben die klingenden Dokumente - es sind die letzten, die gefunden werden konnten - auch auf dieser Platte einen durchaus unterschiedlichen Stellenwert. Da, wo Eisler den Dirigenten beraten hat, wie bei der Aufnahme der KANTATE AUF DEN TOD LENINS, oder, wo er selbst dirigiert hat, hier DIE TEPPICHWEBER VON KUJAN-BULAK, ging es um die bestmögliche musikalische Realisierung der eigenen kompositorischen Intentionen. Hier hat er an die Ausführung die höchsten Ansprüche gestellt. Auch an sich selbst. Als er die durchaus gute Aufnahme der von ihm selbst dirigierten TEPPICHWEBER von der Platte abhört, sagte er - wie Steffie Eisler berichtet -: „Ich will das noch einmal aufnehmen; ich kann es noch besser machen."
Im Unterschied zu dieser Ebene haben die klingenden Dokumente, in denen Eisler als Klavierspieler und Sänger erscheint, einen anderen Stellenwert. Hier hat er den Interpreten demonstriert, praktisch vorgemacht, wie er sich die Aufführung wünschen würde. Es geht hier also keineswegs um Aufnahmen, die für eine Veröffentlichung gedacht waren, die mehr oder weniger zufällig zustande gekommen sind und sich erhalten haben. Eisler hatte als Komponist, der politische und musikalische Intelligenz in allen Genres der Musik -nicht nur der „Kampfmusik", sondern auch in der Bühnenmusik, im „Kunstlied" wie in der Vokalsinfonik -zu einer neuen Qualität moderner Musik zu vereinen verstand, zugleich neue Maßstäbe für den musikalischen Vortrag gesetzt: freundlich, höflich und leicht zu singen, die Inhalte eher zu referieren als „auszudrücken"- was keineswegs künstliche Kälte und Ausdruckslosigkeit bedeuten sollte. Das dialektische Verhältnis des Kommunisten Eisler zu den Widersprüchen der gesellschaftlichen Entwicklung hatte nicht nur Konsequenzen für die Struktur seiner Musik, für deren Charaktere und soziale Funktionsbestimmung, sondern ebenso für deren musikalische Realisierung durch die Interpreten. Was in den Partituren so durchsichtig ist und so leicht aufführbar scheint, ist eben von daher außerordentlich schwer - vor allem für Sänger, die in der konventionellen Aufführungspraxis befangen sind. Daher war Eisler bei der Einstudierung der Stücke, zu denen er die Bühnenmusik komponiert hatte, auch gegenüber Sängern, die Lieder von ihm einstudierten, stets bereit, nicht nur mit Worten zu erklären, sondern praktisch vorzumachen, wie das Werk zu klingen habe. Er hatte die schmerzliche Erfahrung, daß Interpreten seine Musik auch „zerstören” konnten. Eisler singt keineswegs immer „richtig”, und sein Klavierspiel ist -streng genommen - alles andere als gut. Dennoch stimmt der Ton, der Gestus. Der häufig nur angedeutete Vortrag ist in einer verblüffenden Weise genau, läßt Feinheiten hörbar werden, die nur wenige der Interpreten, die ihn ja nicht imitieren sollten, auf ihre Weise erreicht haben. Von besonderem Interesse dürfte die erhaltene Aufnahme der Ballade (Nr. 9) aus der Bühnenmusik zu Bertolt Brechts LEBEN DES GALILEI sein. Diese Aufnahme ist das früheste klingende Dokument des singenden, sich selbst begleitenden. Komponisten. Eisler war damals (1947) noch im Exil in den USA. Die Aufnahme muß zwischen den Verhören vor dem Ausschuß zur Untersuchung unamerikanischer Tätigkeit (1. Verhör im Mai 1947 in Hollywood; eigentliche Untersuchung im September 1947 in Washington) entstanden. Die Komposition der Bühnenmusik war am 27.Juni 1947 abgeschlossen worden. Die Premiere fand statt am 31. Juli 1947 am Coronet-Theatre in Beverly Hills mit Charles Laughton in der Hauptrolle. In diesem Kontext gewinnt die Ballade eine besondere Bedeutung - geht es doch darin gerade darum, was die Wissenschaft für die Befreiung der Unterdrückten zu leisten in der Lage ist: daß vom großen Doktor Galilei zu lernen sei des Erdenglückes großes ABC. „Wer wär nicht auch mal gern sein eigner Herr und Meister!”
Die anderen Aufnahmen aus Bühnenmusiken (die Musik zu DER HELD DER WESTLICHEN WELT wie auch zu DIE TAGE DER KOMMUNE waren 1956 komponiert worden) sind alle in der DDR entstanden. Das gilt ebenso für die TEPPICHWEBER (am 17. Februar 1958 uraufgeführt). Die KANTATE AUF DEN TOD LENINS war zwar schon am 5. August 1937 fertiggestellt worden, konnte jedoch erst am 22. November 1958 in Berlin zur Uraufführung gelangen. Das Lied VOM SPRENGEN DES GARTENS war Mitte August 1943 entstanden, die WEISSBROTKANTATE bereits am 15. Mai 1937. Beide Werke sind seit den fünfziger Jahren in der DDR zu Lebzeiten Eislers vor allem von Irmgard Arnold gesungen worden, mit der Eisler ebenso intensiv gearbeitet hat wie mit Gisela May (FRIEDENSLIED).
Schließlich waren auch die Gespräche Hanns Eislers mit dem Literaturwissenschaftler Dr. Hans Bunge (vgl. Eisler, Gesammelte Werke, Serie III, 7, Leipzig 1975) und mit dem damaligen Studenten Dieter B. Herrmann (heute Direktor der Archenhold-Sternwarte Berlin) nicht für die Veröffentlichung gedacht. Dennoch sind auch die wenigen Auszüge aus den im Gespräch frei geäußerten Gedanken von unschätzbarem Wert. Sie dokumentieren zudem Eislers Haltung in mehrfacher, für die Gegenwart bedeutsamer Hinsicht: wie äußerster Respekt und Hochachtung gegenüber dem Lehrer sich durchaus vertragen mit prinzipieller Kritik an dessen weltanschaulichen und politischen Schwächen; was Eisler unter einem politischen Komponisten verstand; was für ihn (und Brecht wie Chaplin) „Abendunter-haltung” war; wie allergisch er zu Recht gegen den flachen, abgegriffenen Optimismus in den eigenen Reihen war (gegenüber dem die Trauer und Klage Schönbergs einen ganz anderen Wert für ihn hatte als für die wenig qualifizierten Kritiker des „Modernismus"); daß musikalische Schönheit historisch veränderlich ist. In den Äußerungen Eislers findet sich ein Satz, der gerade in der komplizierten Weltsituation der Gegenwart und angesichts gewisser Tendenzen bei älteren und vor allem jüngeren Leuten, darauf zu reagieren, höchst aktuell ist: „Es gibt einen billigen Zynismus, einen billigen Objektivismus, eine billige Art, Schwächen von uns zu betrachten und Vorzüge und Tugenden von uns zu verneinen, die mich düster und bös macht."
Eisler hat uns vorgemacht, wie man auf kritisierte Zustände konstruktiv, produktiv zu reagieren hat - und zwar auf der Höhe der möglichen Einsichten: „Wir haben keinen Grund zu lachen, wir müssen denken.”
Herausgeber:
VEB DEUTSCHE SCHALLPLATTEN BERLIN DDR
Made in German Democratic Republic
In Zusammenarbeit mit dem Eisler-Archiv der Akademie der Künste der DDR
Wissenschaftliche Berater:
Prof. Dr. Günter Mayer. Prof. Dr. Jürgen Elsner, Dr. Manfred Grabs
Autor der Einführung: Prof. Dr. Günter Mayer
Gestaltung: Christoph Ehbets
Foto: privat
Artikelnummer | Nova 8 80 207 |
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Produktname | Eisler - Klingende Dokumente IV |
Preis | 24,90 € |
Lieferzeit | Im Schallplattenladen Stralsund |
Interpret | Various |
Name - Titel | Eisler - Klingende Dokumente IV |
Label | Andere |
Medientyp | LP / Vinyl 12" |
Vinylgewicht pro Schallplatte | 140 gramm |
Anzahl der Platten | 1 |
Beilagen | Keine |
Release-Datum | 1982 |
Allgemeiner Plattenzustand | Gebraucht |
Zustand Tonträger | Very Good + (Sehr gut) |
Zustand Cover | Very Good + (Sehr gut) |
Plattenreinigung | Reinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio) |