Hagaw - Ich Hab´ Das Fräulein Helen Baden Sehn
Hagaw - Ich Hab´ Das Fräulein Helen Baden Sehn
Hagaw - Ich Hab´ Das Fräulein Helen Baden Sehn
Ich Hab´ Das Fräulein Helen Baden Sehn
Veronika, Der Lenz Ist Da
Wir Sind Ja Nicht Per Du
Original Chaleston
Wie Man Eine Frau Erobert
Whispering
In Einer Kleinen Konditorei
Ich Küsse Ihre Hand Madame
Swanee
Am Sonntag Will Mein Süßer Mit Mir Segeln Gehn
Mein Papagei Frißt Keine Harten Eier
Black Botton
Herr Oba, Zwei Mokka
Alexander Ragtime Band
Wenn Ein Fräulein Keinen Herrn Hat
Fascinating Rhythm
Es war 1964, als sich HAGAW erstmalig dem polnischen Publikum präsentierte. (Die Bezeichnung der Gruppe setzt sich aus den An- fangsbuchstaben ihrer Gründer zusammen.) Die HAGAW-Assoziation — so lautet die volle Formulierung — war bereits nach wenigen Auf- tritten in aller Munde. Ihr einzigartiger Klang, vor allem aber ihr „Happy-Jazz“, getragen von umwerfenden Humor, brachte den Musikern rasch begeisterte Sympathien ein. Während sich viele andere traditionelle Jazzgruppen bierernst gaben und versuchten, nicht Kopierbares zu kopieren, stellt sich HAGAW darüber und interpretiert die Tanzmusik der Zeit um den ersten Weltkrieg so, wie wir sie heute empfinden, wenn stählerne Nadeln über alte Platten krchzen: ein wenig grotesk, ein wenig zickig, ein wenig schmalzig-sentimental. Auf jeden Fall aber komisch und belustigend.
Als später der Sänger Andrzej Rosiewicz hinzukam, war das Ensemble perfekt. Denn in puncto Vielseitigkeit ist er den Instrumentalisten ebenbürtig: Er tanzt, steppt, singt und pfeift Als ein Journalist die Eigenart seines Gesangs definieren wollte, entgegnete Rosiewicz: „Ich habe Landwirtschaft studiert, und das half mir, meinen Gesang zu entwickeln. Bing Crosby ist mein Onkel. Al Jolson — mein Großvater.“ Wer Schellackplatten dieser Künstler besitzt, wird sagen: Rosiewicz ähnelt ihnen zum Verwechseln. Und dennoch: Er kopiert keine dieser schmalzig lockenden Stimmen von damals. Es scheint eher, daß er selbst ein „Überbleibsel“ ist, so echt und urkomisch wirkt er. Daß hinter seiner Art ernstzunehmendes Können und Wissen um die spannungsgeladenen 20er Jahre steckt, wird schon nach dem ersten Anhören klar.
Bei HAGAW stimmt einfach jeder Ton — selbst der gewollt falsche! Trotz allen Humors und aller Lustigkeit lassen die neun polnischen Musiker immer wieder durchschimmern, daß die „Golden Twenties“ wahrlich keine „goldenen“ waren. Wie der Banjospieler Grzegorz Brudko die Mehrzahl der ausgewählten Melodien arrangiert hat, das läßt die bewußte Distanzierung von gestrigem und verschnulztem Sentiment, von ablenkender Romantik deutlich werden. Wer hinzuhören versteht, wird sich über die instrumentalen Späße ebenso freuen wie über die ironischen Zwischentöne des Sängers. Köstlich, mit welch inbrünstigen Veronika-Rufen er den Titel „Veronika, der Lenz ist da“ enden läßt; oder nehmen wir die „Kleine Konditorei“, deren Tango-Schnulzigkeit durch das flotte Tempo aufgehoben wird. „Mein Papagei frißt keine harten Eier“ war in den 20er Jahren eine populäre, bissige Satire auf übertriebene und verkitschte Schlagertexte. Und sie ist es geblieben. In Auswirkung der revolutionären Nachkriegszeit, 1918-23, gaben sich viele Frauen freier, emanzipierter, Auch in der Mode zeigten sie, daß sie mit beiden Beinen im Leben stehen: die Röcke wurden kürzer, beim beliebten Schwimmsport wurden Waden gezeigt. Was den Spießer äußerlich entrüstete, erfreute ihn insgeheim. Fritz Grünbaum, Kabarettist jener Zeit, erfaßte das treffend in dem Foxtrott „Ich hab‘ das Fräulein Helen baden sehn, das war schön . . .“. Als Zeitdokumente haben sich der „Original Charleston“ und „Black Bottom“ erhalten. Es sind Erinnerungen an Modetänze und tänzerische Extravaganzen, die in Musicals (z. B. „Mein Freund Bunbury“), Filmen und Schauprogrammen noch immer gefragte Höhepunkte bilden.
Zu den Evergreens dieser Auswahl zählen zweifelsohne auch das unwiderstehlich schwungvolle „Fascinating Rhythm“ aus Gershwins Musical „Lady Be Good“ (1924) und der Titel „Swanee“, den Al Jolson 1919 in seiner Show „Sinbad“ kreierte. In die Reihe unvergessener Schlager, mit denen die Klischees der „Tin Pan Alley“ durchbrochen wurden, gehört auch Irving Berlins 1910 geschriebener Titel „Alexander‘s Ragtime Band“, der eine Ragtime-Welle auslöste, die um 1912 nach Europa überschwappte.
Wie HAGAW die unterschiedlichen Stilrichtunen zu einem unnachahmbaren Ganzen fügt — das ist und bleibt ein hörenswertes, vergnügliches Erlebnis. Und damit wäre es soweit:
„Herr Ober, zwei Mokka — anstelle des Streusselkuchens bitte eine Platte mit HAGAW, denn Baby will tanzen !“ „Aber bitte sehr, ist‘s der Dame so recht?“
H. P. Hofmann (1974)
Artikelnummer | Amiga 8 55 398 |
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Produktname | Hagaw - Ich Hab´ Das Fräulein Helen Baden Sehn |
Preis | 12,90 € |
Lieferzeit | Im Schallplattenladen Stralsund |
Interpret | Hagaw |
Name - Titel | Ich Hab´ Das Fräulein Helen Baden Sehn |
Label | AMIGA |
Medientyp | LP / Vinyl 12" |
Vinylgewicht pro Schallplatte | 140 gramm |
Anzahl der Platten | 1 |
Beilagen | Keine |
Release-Datum | 1974 |
Allgemeiner Plattenzustand | Gebraucht |
Zustand Tonträger | Very Good + (Sehr gut) |
Zustand Cover | Very Good + (Sehr gut) |
Plattenreinigung | Reinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio) |