Lonnie Johnson
Lonnie Johnson
Blues Collection 9
Lonnie Johnson
Lonnie Johnson (voc, g),
Otis Spann (p)
rec. 16.10.1963, Kopenhagen
Übernahme von Pool Musikproduktionsgesellschaft mbH/Storyville
Seite 1
Tomorrow Night
(Coslow — Grosz)
Clementine Blues
(Johnson)
See See Rider
(Trad./arr.: Johnson)
Raining On The Cold Ground
(Johnson)
Jelly, Jelly
(Johnson)
Seite 2
Too Late To Cry
(Johnson)
Call Me Darling
(Johnson)
Why Did You Go
(Johnson)
Swingin' With Lonnie
(Johnson)
Please Help Me
(Johnson)
„GRAND OLD MAN OF THE BLUES"
nennt ihn einer der wichtigsten Chronisten dieser Musik, Paul Oliver, und der britische Blues-Experte Giles Oakley bemerkt in seinem Buch „Blues —The Devil's Music": „Johnsons Plattenkarriere dauerte länger als die von fast jedem anderen Sänger der Blues-Geschichte, nämlich von 1925 bis Mitte der sechziger Jahre, mit unregelmäßigen Pausen dazwischen." Der belgische Diskograph Walter Bruyninckx verzeichnet von ihm über 400 aufgenommene Titel allein unter eigenem Namen, die vielen Einspielungen als Begleitsolist für andere nicht gerechnet. Lonnie Johnson gilt als direktes großes Vorbild für solche Schlüsselgestalten der Blues-Historie wie Robert Johnson und B. B. King. Ein wahrer Gigant dieser Musik war er also. Dabei ist er nicht einmal in der Tradition des Country Blues aufgewachsen, sondern hat diesen Stil nur übernommen. „Ich singe City Blues", sagte er 1963 in einem Interview. „In meinen Blues geht es um Menschen auf dem Lande, ich will sehen, wie sie leben, will ihre persönlichen Nöte sehen und die Veränderungen, die sie mit ihren Liebesaffären und diesen Dingen durchmachen — darüber schreibe ich, und so verdiene ich meinen Lebensunterhalt. Es geht mir darum, andere zu verstehen, und das ist die beste Weise, wie ich es ausdrücken kann. Mein Gesangsstil hat nichts mit dem Teil des Landes zu tun, aus dem ich komme. Er kommt mir aus der Seele. Die Nöte und die Dinge, die mir im Leben passiert sind — das macht einen guten Blues-Sänger aus." Sein Lebenslauf ist so ereignisreich, daß er hier nur in stark komprimierter Form wiedergegeben werden kann. Geboren wird er als Alonzo Johnson am 8. Februar 1889 (oder 1894 oder 1899 - die Angaben dazu differieren) in New Orleans, Louisiana, als eines von 11 Kindern einer armen Familie (1915 starben außer ihm und einem älteren Bruder alle an der „Spanischen Grippe"). Ausgebildet an Gitarre und Violine arbeitet er während des 1. Weltkrieges in seiner Heimatstadt zusammen mit seinem Bruder; der Jazzbassist Pops Foster nennt ihn den „einzigen Burschen in ganz New Orleans, der Jazzgitarre spielen konnte". 1917 bis 1919 gehört er zum Ensemble eines Repertoiretheaters, das zur Truppenbetreuung in London musikalische Revuen aufführt. Wieder in den USA, wird er in St.Louis Mitglied der Band „Jazz-O-Maniacs" des Kornettisten Charlie Creath, mit der er auf dem Mississippidampfer „St. Paul" zu hören ist; in dieser Zeit wird er ein guter Orchestermusiker. 1922 verläßt er Creath im Streit, geht nach Galesburg, Illinois, und arbeitet in einer Reifenfabrik. 1925 findet er in St. Louis einen Job in einer Stahlfabrik. In dieser Zeit heiratet er die Sängerin Mary Williams-Johnson; die bitteren Erfahrungen in dieser bis 1932 dauernden, nicht sehr glücklichen Ehe verarbeitet er in vielen seiner Songs, zum Beispiel auch im „Clementine Blues" auf der vorliegenden Platte. Im Herbst 1925 gewinnt er einen Blues-Wettbewerb im Booker T Washington Theatre und erhält so einen Schallplatten-Kontrakt bei der Firma Okeh, für die er bis 1932 zahlreiche Titel aufnimmt. Schon auf den frühesten Platten singt er und spielt Gitarre, Piano, Violine und Kazoo, später auch Harmonium und Mandoline. Tourneen führen ihn nach Dallas, Atlanta, New Orleans, Philadelphia ... Im Sommer 1927 ist er in New York, macht dort eigene Aufnahmen und übernimmt bei 9 Titeln die schwierige Gitarrenbegleitung für den Sänger Texas Alexander, mit dem er auch im folgenden Jahr in St. Antonio eine Reihe von Aufnahmen begleitet. Seine Platten haben Erfolg; als Sänger und Gitarrist wird er sehr begehrt. Auch Jazz Bands nehmen seine Dienste in Anspruch: Im Dezember 1927 nimmt er mit Louis Armstrongs Hot Five 4 Titel auf (darunter so berühmte Titel wie „l'm Not Rough" und „Savoy Blues"), im Herbst 1928 kommt es zu Einspielungen mit dem Duke Ellington Orchestra und der Sängerin Baby Cox (die Platte erschien sogar unter dem Namen „Lonnie Johnson and his Harlem Feetwarmers"), und 1929 ist er bei Aufnahmen des Louis Armstrong Orchestra wieder dabei. Reisen, Tourneen und eigene Aufnahmen jagen einander. In diesen Jahren nimmt er seine besten Blues auf; viele davon sind intime Kabinettstückchen, die allerdings nie ein großes Publikum erreichen. Im Januar 1929 treffen zwei ebenbürtige Gitarristen zu gemeinsamen Aufnahmen aufeinander, Lonnie Johnson und ein gewisser Salvatore Massarro, der als Eddie Lang Jazzgeschichte machte, sich bei diesen Aufnahmen jedoch „Blind Willie Dunn" nennt. (Auch Johnson legt sich Pseudonyme zu, wenn er vertragsbrüchig für andere Firmen arbeitet; bei Gennett nennt er sich „George Jefferson", bei Columbia „Jimmy Jordan" etc.) 1929 geht er als Begleiter der großen Bessie Smith auf Tournee, mit der er gut befreundet ist. In der Krisenzeit 1930/31 nimmt er etliche zweideutige, obszöne Titel auf, im Duett mit Victoria Spivey oder Spencer Williams. 1932 bis 1933 entstehen keine Aufnahmen. Johnson arbeitet in Kohlenminen, bei der Eisenbahn und in der Stahlindustrie. 1933 bis 1937 gehört er zum Orchester von Putney Dandridge in Cleveland, taucht in Chicago, Kansas City und an der Westküste auf.St. Louis, Kansas City und an der Westküste auf. 1937 hat er im Club 3 Deuces" in-Chicago Auftritte mit dem Schlagzeuger Baby Dodds, Jimmi Noone, Joshua Altheimer, Lil Armstrong, Blind John Davis und anderen. 1945/1946 wehcselt Johnson von der akustischen zur elektrischen Gitarre; viele Kenner bedauern das, weil sie sagen, damit habe er seinen unverwechselbaren Ton verloren. Von dieser zeit an bis 1952 arbeitet er bei der Plattenfirma King. Es sind die Rhythmen & Blues Jahre.
Mit der Aufnahme von 1948 „Tomorrow Night" (in anderer Fassung der Eröffnungstitel der vorliegenden LP) hat Johnson noch einmal einen Bestseller. Konzerte 1952 in England bringen keinen nennenswerten Puplikumserfolg. Johnson kann keine Aufnahmen mehr machen und arbeitet in Philadelphia, Cincinnati, als Liftboy und Pförtner in einem Hotel. Dann verliert sich zeitweise seine Spur; 1958 soll er in Chicago als „ein kranker, schäbig gekleideter Mann" gesehen worden sein. Aber ab 1960 kommen wieder Plattenaufnahmen zustande, unter anderem Live-Mitschnitte von Clubauftritten, zum Teil zusammen mit Victoria Spivey oder unbekannteren Orchestern. 1963 bereist er sogar noch als Mitglied des Programms „American Folk Blues Festival" Europa und nimmt in Kopenhagen die vorliegende LP auf. Danach tritt er nur noch gelegentlich in Folk Clubs auf und zieht sich dann ganz zurück. Am 16. Juni 1970 stirbt Lonnie Johnson in Toronto (Kanada).
Samuel B. Charters, ein Blues-Fachmann, sagt über ihn: „Lonnie sang mit ernster, klagender Stimme und besaß eine ausgezeichnete Gitarrentechnik. Er war ein großer, magerer dunkler Mann, unbeholfen, wenn er nicht spielte, grüblerisch veranlagt und oft melancholisch. Er durchlief eine sehr erfolgreiche, aber dennoch entmutigende Schallplattenkarriere . . . Lonnie sang für ein Publikum, das sich für erotische Andeutungen mehr interessierte als für Musik; seine besten Blues waren für ein großes Publikum zu verinnerlicht und zu persönlich.
Werner Sellhorn (1988)
Artikelnummer | Amiga 8 56 280 |
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Produktname | Lonnie Johnson |
Preis | 19,90 € |
Lieferzeit | Im Schallplattenladen Stralsund |
Interpret | Lonnie Johnson |
Name - Titel | Lonnie Johnson |
Label | AMIGA |
Medientyp | LP / Vinyl 12" |
Vinylgewicht pro Schallplatte | 140 gramm |
Anzahl der Platten | 1 |
Beilagen | Keine |
Release-Datum | 1988 |
Allgemeiner Plattenzustand | Gebraucht |
Zustand Tonträger | Very Good + (Sehr gut) |
Zustand Cover | Very Good + (Sehr gut) |
Plattenreinigung | Reinigung mit Plattenwaschmaschine Double Matrix Professionel Sonic (Clearaudio) |